
Auf App-Wegen
Einfach losfahren und unterwegs ganz spontan nach einem geeigneten Stellplatz zum Übernachten suchen. Hierfür gibt es inzwischen eine ganze Reihe Apps fürs Smartphone oder Tablet. Kostenlose ebenso wie kostenpflichtige. Unsere Autoren Lena Ketelsen und Björn Bock (Foto oben) haben auf ihrem Italien-Roadtrip die kostenlose Version der App park4night ausprobiert.
Gemütlich tuckern wir mit unserem betagten Campingbus Richtung Italien. Es ist Anfang Oktober. Was uns dort unten erwartet, wissen wir nicht genau. Und wo wir übernachten werden schon gar nicht. Aber wir möchten uns auf jeden Fall die Städte San Gimignano, Rom, Venedig und Verona anschauen. Was uns mindestens genauso interessiert wie die Orte und Sehenswürdigkeiten selbst, ist die Frage: Wo sollen wir nachts mit unserem Campingbus stehen, wenn „Wildcamping“ doch überall verboten ist.
Die erste Nacht verbringen wir ganz unromantisch auf einem Rastplatz irgendwo mitten in Deutschland. Mit der Angst, dass jemand anklopft, um uns zu belehren, dass wir dort nicht übernachten dürfen. Doch niemand stört unsere Nachtruhe, und es geht morgens weiter über den Brennerpass von Österreich nach Italien. Die Landschaft ist wunderschön, wir genießen die Fahrt durch die Alpen, kommen auf der Autobahn zügig voran und erreichen schließlich die Toskana und unser erstes Ziel San Gimignano. Die Müdigkeit und der Abend rücken näher. Jetzt gilt es, eine schöne Stelle zum Übernachten zu finden.

Nun muss die uns vor der Reise empfohlene App park4night zeigen, was sie kann. Zack, das Smartphone gezückt, App geöffnet und auf die Karte geklickt. Die Bedienung ist ganz einfach. Wir filtern vorher die für uns interessanten Stellplätze. Die Auswahl zwischen kostenlosen, kostenpflichtigen oder private Stellplätzen ist möglich. Auch Picknick-, Rast- und Campingplätze werden angezeigt und Informationen zur Lage und Umgebung sowie den Öffnungszeiten geliefert.
Wir entscheiden uns für kostenlose Stellplätze und finden in der Umgebung gleich mehrere. Wichtig zu wissen ist dabei, dass die App von den Benutzern selbst – also der sogenannten Community – gepflegt wird. Die User können neu entdeckte Stellplätze einfügen oder schon vorhandene mit ihren eigenen – subjektiven – Informationen und Bewertungen ergänzen. Die App zeigt auch an, wie hoch der Übernachtungspreis ist, wie viele Plätze es gibt und wie weit die Stellplätze vom eigenen Standort entfernt sind. Und sie navigiert auch dorthin. Wir entscheiden uns aufgrund der Bewertungen für einen bestimmten Platz und freuen uns, dass er tatsächlich den Beschreibungen entspricht. Wir erleben eine ruhige Nacht und fahren am nächsten morgen ausgeschlafen nach San Gimignano. Fürs Erste hat sich die App bewährt.
Nach einem Tag in San Gimignano und einem Abstecher zu den Schwefelquellen in Saturnia befinden wir uns auf dem Weg nach Rom. Langsam kommt der Hunger und wir suchen uns mit der App park4night einen Platz zum Grillen direkt am Wasser – auch das funktioniert.
Am Abend erreichen wir Rom. Wo wir in der Hauptstadt schlafen, wissen wir dank der App bereits. Kaum zu glauben: Wir übernachten gemeinsam mit anderen Campern mitten in Rom auf den Parkplätzen des riesigen botanischen Gartens. Die Umgebung ist super: Direkt neben uns befinden sich sanitäre Anlagen und im angrenzenden Hundepark können wir mit unserem vierbeinigen Begleiter Gassi gehen. Noch am Abend schauen wir uns den beleuchteten Trevi-Brunnen an, der fußläufig in ungefähr 20 Minuten erreichbar ist. Auch am nächsten Morgen müssen wir nicht weit laufen, um alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Roms von unserem zentralen Stellplatz aus zu erkunden.


Von Rom führt uns die längste Etappe unserer Reise nach Venedig. Wir wählen die Strecke aus, die am längsten am Meer entlang führt. Eigentlich wollen wir auf halber Strecke übernachten. Doch die Stellplätze, die uns die App vorschlägt und die wir daraufhin ansteuern, gefallen uns allesamt nicht. Das deckt sich mit den negativen Bewertungen der anderen Nutzer, in denen zum Beispiel von Diebstählen aus Autos die Rede ist. Wir beschließen weiterzufahren und finden so den schönsten Stellplatz unserer Reise: Wir übernachten auf dem Parkplatz des Parco San Giuliano, direkt vor den Toren Venedigs.
Über Nacht stehen wir kostenfrei, aber die App hat uns schon vorher darüber informiert, dass ab acht Uhr morgens Tagesgebühren anfallen. Nach den ersten drei Stunden, die kostenfrei sind, schlägt ein ganzer Tag mit 12 Euro Gebühren zu buche. Dafür steht man direkt an der riesigen Parkanlage und kann die Sanitäranlagen kostenlos nutzen. Direkt am Parkplatz befindet sich ein Cafe, bei dem man Bahn- und Bustickets für die Überfahrt nach Venedig kaufen kann. Zur Bahnhaltestelle sind es zu Fuß nur fünf Minuten, die Fahrt nach Venedig dauert etwa 10 Minuten. Alles unkompliziert und einfach dank der Informationen, die andere Reisemobilisten in der App hinterlegt haben. Auch bei unserem letzten Stopp in Verona leistet uns die App bei der Parkplatzsuche gute Dienste.
Fazit: Insgesamt haben wir durch die App park4night nicht nur Geld gespart, sondern auch tolle Insidertipps anderer Nutzer erhalten. Bedenken sollte man jedoch, dass park4night eine App ist, die von einer Community gepflegt wird. Das heißt, jeder Anwender darf/soll sie mit eigenen Informationen „füttern“. Ihre Qualität hängt folglich von den persönlichen Eindrücken der Nutzer ab, deren Bewertungen zwangsläufig subjektiv sind. Wir haben dennoch die Erfahrung gemacht, dass sich aus der Gesamtsumme der Bewertungen immer eine verlässliche und zutreffende Beschreibung des jeweiligen Stellplatzes ergibt. Neben Stellplätzen listet die App auch Grill-, Picknick- und Campingplätze auf. Sie lassen sich anhand der interaktiven Landkarte problemlos orten und mit der Routenführung – etwa über Google-Maps – verknüpfen.
Nachteil der kostenlosen park4night-App: Alle Dienste lassen sich nur mit Internet nutzen. Wer es komfortabler und werbefrei haben möchte, muss auf die Pro Version von park4night zum Preis von monatlich 1,99 Euro bzw. jährlich 9,99 Euro zurückgreifen. Sie ist werbefrei, lässt sich ohne Internetverbindung nutzen und bietet die Funktion, im Voraus entlang einer individuell gewählten Reiseroute Stellplätze zu suchen.
Text: Lena Ketelsen/Björn Bock; Fotos: Bock, Hobby, Jotka
Stellplatz-Apps
Neben der park4night-App gibt es eine ganze Reihe von Stellplatz-Apps, kostenlose ebenso wie kostenpflichtige. Manche werden – wie park4night – von den Usern selbst, der sogenannten Community, gepflegt; andere wiederum werden von Unternehmen, Verlagen oder Campingclubs herausgegeben. Dazu zählen beispielsweise die Apps vom ADAC, der Zeitschrift Promobil, dem niederländischen Campingspezialisten ASCI oder der Organisation Top-Platz. Der Vertrieb/Download der Apps erfolgt je nach Betriebssystem über den App Store von Apple, über Google Play für die Verwendung mit Android-Geräten oder gegebenenfalls über den Windows Store von Microsoft.