Einmal China und zurück

Im Hobby Alkoven von Berlin bis Peking. Eva (68) und Rüdiger Kaluza (70) haben das 28.000-Kilometer-Abenteuer gewagt und sind im Rahmen einer geführten Reise bis ins Reich der Mitte getourt.

Rüdiger und Eva Kaluza besitzen ihren Hobby AK 585, Baujahr 2004, seit 2006. Die erste Reise hat das Paar aus dem kleinen Ort Eggebek im hohen Norden von Schleswig-Holstein nach Dänemark gemacht, danach folgten Urlaube in ganz Europa. Die Idee, per Reisemobil ostwärts durch Polen, das Baltikum, Russland und Zentralasien bis nach China zu fahren, wurde jedoch erst ein gutes Jahrzehnt später geboren, als beide im Rentenalter waren. „Freunde von uns hatten so eine geführte Fernreise im eigenen Mobil mitgemacht und waren rundum begeistert. Sie ermutigten uns, es selbst einmal auszuprobieren“, erzählt Eva Kaluza.

Auf der Reisemesse in Hamburg stieß das Ehepaar schließlich auf das passende Angebot und buchte die Abenteuer-Tour „Berlin – Peking“ bei den im Bereich Wohnmobil-Fernreisen kooperierenden Spezialveranstaltern „SeaBridge“ und „Abenteuer Osten“. „Die Vorbereitung und Organisation der Reise war wirklich perfekt. Es gab ein Vorbereitungstreffen in Mainz, bei dem wir detailliert über alles Wichtige informiert wurden. Dabei wurden auch die Fahrzeuge auf ihre Tauglichkeit geprüft. Der ein oder andere Teilnehmer fragte sich offenbar, ob unser Hobby nicht schon etwas zu alt für diese Mega-Tour wäre“, schmunzelt Rüdiger Kaluza, der es inzwischen besser weiß. Denn dort, wo einige modernere Fahrzeuge Probleme bekamen – etwa als es über gut 3000 Meter hohe Passstraßen ging –, verrichtete der 2,8-Liter-Turbodiesel des Fiat Ducato unter der Haube des Hobby AK 585 stets wie ein Schweizer Uhrwerk seine Arbeit und schob den Alkoven mit der soliden Kraft seiner 128 Pferdestärken sicher durch die dünne Luft der asiatischen Hochgebirge.

Impressionen

„Wirkungstreffer“ hinterließen hingegen die zahlreichen Schlagloch- und Schotterpisten, mit denen sich die Reisemobile und ihre Crews vor allem in Kasachstan und Usbekistan konfrontiert sahen. Als es mehrere Wochen später wieder gen Westen durch Sibirien ging, musste das Basisfahrzeug schließlich dem durch Sand, Staub und Steinschlag verursachten Verschleiß Tribut zollen: Die Stoßdämpfer waren hinüber und der Kühler verlor Wasser. Beide Schäden wurden von russischen Fiat-Werkstätten fachmännisch und schnell behoben. „Alles ging ganz spontan ohne große Anmeldung. Am meisten hat uns überrascht, dass alle erforderlichen Ersatzteile in den beiden Werkstätten vorrätig waren“, loben Eva und Rüdiger Kaluza die russischen Kfz-Mechaniker.

Links: Einmal barfuß im heißen Sand der Wüste Gobi (Mongolei) stehen – Rüdiger Kaluza hat sich diese Chance nicht entgehen lassen. Gewürzmarkt in der Altstadt von Kaschgar in der chinesischen Provinz Xinjiang (Uigurien). Rechts: In der ungeheuren Weite der Mongolei – wie hier in der Nähe von Ayrag – ist Platz genug für alle Reisemobile der Gruppe.

Mit dem Überqueren der chinesischen Grenze verbesserten sich die Straßenzustände schlagartig. Bis die Reisegruppe über die guten chinesischen Autobahnen (mautpflichtig) und Landstraßen rollen konnte, galt es aber, die drei Tage dauernde Grenzkontrolle bei der Einreise in die chinesische Provinz Xinjiang zu überwinden. In diesem Gebiet leben die von der chinesischen Regierung mit Argusaugen überwachten Uiguren. „Wir haben noch nie so viele Überwachungskameras gesehen und Polizeikontrollen erlebt wie in diesem Gebiet“, berichten Eva und Rüdiger Kaluza. „Selbst die Tankstellen waren durch hohe Zäune gesichert. Wenn wir tanken wollten, mussten wir uns erst anmelden, wurden streng kontrolliert und mussten uns ausweisen.“

Damit dies überall im Land reibungslos funktioniert, erhielten alle Reisemobilfahrer beim Grenzübertritt einen chinesischen Führerschein und die Fahrzeuge ein chinesisches Kennzeichen nebst chinesischer TÜV-Plakette. Auch ein chinesischer Reiseführer begleitete fortan die Gruppe. Die Bezahlung erfolgte überall problemlos mit Kreditkarte. Die bislang übliche Kommunikation per Smartphone über „WhatsApp“ war in China jedoch nicht mehr erlaubt. Als Alternative stand den Reiseteilnehmern die vom Staat kontrollierte chinesische App „WeChat“ zur Verfügung. Generell erhielten alle Reisemobil-Crews für jedes Land eine Extra-Sim-Karte fürs Smartphone, Landkarten fürs Navi und für die gesamte Tour ein detailliertes Roadbook mit präzisen Informationen zu jeder einzelnen Etappe. Diese waren durchschnittlich auf 300 Kilometer pro Tag ausgelegt und wurden nicht im Konvoi, sondern individuell von jedem einzelnen Fahrzeug bewältigt. Erst am Abend kam man wieder auf dem vorgesehenen Stellplatz zusammen.

Zu erzählen gab es stets genug. Denn in jedem bereisten Land warteten täglich neue spannende Erlebnisse auf die Globetrotter. An der alten Seidenstraße besuchte die Reisegruppe ehemalige Karawansereien – die einstigen Raststätten an der Handelsroute zwischen Asien und Europa –, in Samarkand zogen die prächtigen islamischen Bauten die Gruppe in ihren Bann und in der Mongolei beeindruckte die ungeheure Weite mit endlosen Grassteppen, wilden Pferden und gastfreundlichen Menschen. Große Gastfreundlichkeit erlebten die Reisemobilisten auch bei den Kosaken, die zu einem feucht-fröhlichen Fest mit gutem Essen, Tanz, Musik und abschließender Kosakenprüfung in ihr Dorf eingeladen hatten.

Der Danxia-National-Geopark mit seinen spektakulären Felslandschaften liegt in der Nähe der chinesischen Stadt Zhangye.

Bei mehrtägigen Pausen – etwa in großen Städten – standen auch Busausflüge zu Sehenswürdigkeiten auf dem Programm. In einigen chinesischen Städten mussten die Reiseteilnehmer allerdings statt in ihrem eigenen mobilen Zuhause im Hotel übernachten. Wohl auch deshalb, weil Campingplätze im ganzen Land noch recht rar gesät sind. Dafür gab es mancherorts ganz besondere Übernachtungsplätze. Zum Beispiel direkt an der Chinesischen Mauer oder neben einem Kloster in der Mongolei. Besonders schön war es auch am Baikalsee in Russland.

„Wir sind überall freundlichen Menschen begegnet. Sie waren alle aufgeschlossen und immer sehr interessiert an uns und unseren Fahrzeugen“, berichten Eva und Rüdiger Kaluza. Beide werden noch ein Weilchen brauchen, um die Vielzahl an einzigartigen Erlebnissen und Eindrücken der 28.000-Kilometer- Tour nach China und zurück zu verarbeiten.

Und eins ist gewiss: Die nächsten Reisen mit ihrem treuen Wegbegleiter, dem inzwischen 16 Jahre alten Hobby AK 585, werden mit Sicherheit deutlich kürzer ausfallen.

Text: Joachim Kalkowsky; Fotos: Rüdiger und Eva Kaluza

Links: Rast am Rande der Wüste Gobi. Mitte: langer Stau an der Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan. Rechts: Junge Mongolin in farbenfroher, traditioneller Tracht.

Artikel als PDF

Mit einem Caravan oder Reisemobil von Hobby unterwegs?

Wir freuen uns auf Ihre Geschichte!

Haben Sie Interessantes, Originelles oder Kurioses erlebt?  Schicken Sie Ihren Bericht inklusive Fotos bitte per Mail mit dem Stichwort: „Mein Hobby und ich“:

Zweimal jährlich im Frühjahr und Herbst

Kundenmagazin
Hobby Heute

Neue Modelle, attraktive Reisen, nützliche Tipps: Mit unserem Kundenmagazin Hobby heute sind Sie stets auf dem Laufenden.