
Italiens blaues Auge
Bolsena
Es muss nicht immer Meer sein. Der Lago Bolsena ist ein Eldorao für Badefans, Naturromantiker und Genießer.
Wer Badeurlaub in Mittelitalien plant, denkt zuerst an die Küsten. Eine wunderbare Alternative bietet der Lago Bolsena. Der 114 Quadratkilometer große fast kreisrunde Kratersee im Norden der Region Latium kann in vieler Hinsicht mit dem Meer konkurrieren.
Sein von Regen und Quellen gespeistes bis zu 150 Meter tiefes Wasser ist sehr klar. Sobald die Sonne die sanften Höhen der umgebenden Hügel und Berge erwärmt, bläst ein frischer Wind. Die Ufer des Lago Bolsena sind an vielen Stellen zugänglich. Die wenigen Städtchen an seinen Gestaden sind pittoresk. Aus alten Gemäuern atmet der Hauch der Geschichte. Hier, an der Via Cassia, der einstigen Hauptverkehrsachse zwischen Rom und Bologna, haben etliche bedeutende Geschlechter geherrscht und gehaust. Dass auch die antike Via Francigena am Nordufer verläuft, ein Pilgerweg, der vom englischen Canterbury nach Rom führt, verwundert nicht. Lag doch das religiöse Zentrum der Christenheit zuweilen in Montefiascone am Ostufer des Sees. Etliche Päpste haben in der „Rocca dei Papi“, der Festung der Päpste, residiert und es sich dort allzu wohl ergehen lassen. Glaubt man dem Dichter Dante, schmort mindestens einer der irdischen Stellvertreter Gottes wegen Völlerei mit Bolsena-Aal im Fegefeuer.
Heute sind die Coregone eine Sünde wert. Die in Deutschland als Renke bekannte Fischart stammt ursprünglich aus dem Bodensee. Wer in einem der kleinen Restaurants den fangfrischen Fisch genießt, wird dem See spätestens in diesem Moment verfallen. Die meisten vergucken sich aber schon auf den ersten Blick in den Lago Bolsena. Von der Autobahn 1 – der „Autostrada del sole“ – kommend erklimmt man auf kurvigen Landstraßen die grüne Hügellandschaft. Hinter der letzten Kuppe eröffnet sich vom Nordostufer aus die wohl bezauberndste Aussicht auf Italiens blaues Auge.
Venedig entstand auf der Insel in der Lagune am Golf von Venedig und entwickelte sich rasch zu einem Staatsgebilde mit vielen Stützpunkten rund um die Adria. Reger Handel wurde betrieben, Schiffe wurden gebaut, Truppen aufgestellt und Kreuzzüge unternommen. Das Bild der mächtigen Stadt wandelte sich gravierend im 16. Jahrhundert. Mächtige Bürger widmeten sich vermehrt der Kunst und es etablierte sich das weltberühmte Maskenfest. Im 20. Jahrhundert entdeckten Erholungssuchende die Badestrände des Lido und besuchten die Metropole. Dieser Boom ist bis heute ungebrochen und so flanieren unzählige begeisterte Touristen durch die Stadtviertel und nehmen die vielen Attraktionen der „Serenissima“ unter die Lupe.

Einmal rund um den See
Bolsena: Mitten in der Stadt, die dem See seinen Namen gab, erhebt sich mit Mauern und Zinnen eine mittelalterliche Festung: Die „Rocca Monaldeschi“ ist das Herz Bolsenas. Von der Burg aus schweift der Blick über rote Ziegeldächer, silbrige Olivenhaine, Platanenalleen schnurgerade Zypressenreihen und mächtige Pinien, die die Uferpromenade am kleinen Hafen beschatten.
Im Angesicht der Festungsmauern werden in der „Enoteca Aenos Bolsena“ edle Tropfen aus dem „goldenen Wein-Dreieck“ Latium, Toskana und Umbrien angeboten. Ein paar Schritte weiter formt der Künstler Guiseppe Utano in seinem Atelier Tonwaren im etruskischen Stil. Die Etrusker waren die ersten Einwohner Bolsenas. Einen Überblick über die Geschichte der Region liefert das Museum.
So fantastisch wie die mittelalterliche Kulisse muten die Mythen an, die sich um Bolsena ranken. Zu Füßen der Festung liegt die Basilica Santa Cristina. Hier sollen die Gebeine einer Märtyrerin ruhen. Alljährlich wird in Bolsena ihrer Leiden gedacht – mit Spektakel und viel roter Farbe. Echter Lebenssaft soll im Mittelalter in der Basilika geflossen sein. Bolsena nennt sich deshalb „Stadt des Blut-Wunders“. Während einer Messe soll Blut aus einer Hostie getropft sein. Die Tropfen auf dem Boden blieben in Bolsena. Für das blutige Messtuch aber wurde eigens ein Dom in Orvieto gebaut.
Orvieto: Wer Orvieto nicht schon bei der Anreise besucht hat, sollte der nur 40 Kilometer nordöstlich von Bolsena spektakulär auf einem Felsvorsprung gelegenen Stadt unbedingt eine Stippvisite widmen. Für Campingfahrzeuge gibt es am Bahnhof einen großen Stellplatz. Von dort führt eine Schrägseilbahn nach oben zur Altstadt. Empfehlenswert ist die Besichtigung des Doms. Schon die Reliefs am Portal sind faszinierend. Die Vogelperspektive auf das gestreifte Gotteshaus genießt man von einem nahe gelegenen Uhrturm aus. Auch der Abstieg in die Unterwelt lohnt. Weil schon vor Jahrhunderten Platzmangel auf dem schmalen Tuffsteinsporn herrschte, wurde das Lavagestein für den Bau unterirdischer Lager- und Werkstätten ausgehöhlt wie ein Schweizer Käse.

Bagnoregio/Civita: Elf Kilometer östlich von Bolsena liegt Bagnoregio. Das „Königsbad“ trägt seinen Namen wegen heißer Heilquellen und besteht seit der Spätantike. Es wurde mehrfach durch Invasionen, Schlachten und Erdbeben zerstört. Die „Civita“, der alte Kern hoch oben auf lockerem Vulkangestein, war schon aufgegeben worden, als Künstler und Aussteiger in den 1990er Jahren den romantischen Ort für sich entdeckten und der sterbenden Stadt neues Leben einhauchten. Heute überspannt eine Brücke die steile Schlucht zum Vulkanberg, über die täglich Scharen von Touristen strömen. Fahrzeuge müssen etwa zwei Kilometer entfernt in der Neustadt geparkt werden. Es gibt aber einen Shuttle. Tipp: Wer spät am Tag kommt, vermeidet den größten Trubel und erlebt das sehenswerte Panorama im sanften Licht der Abendsonne.
Montefiascone: Am Rande eines mächtigen erloschenen Feuerspuckers liegt Montefiascone. Die 13.500-Einwohner-Stadt wacht am steil abfallenden Kraterrand mehr als 300 Meter über dem Lago Bolsena. Die Aussicht ist fantastisch. Die Ruine der päpstlichen Burg und die Kuppel des Doms Santa Margherita überragen von weitem sichtbar die Häuser der verwinkelten Altstadt. Am Rande der Stadt wird Weißwein mit dem bemerkenswerten Namen „Est! Est!! Est!!!“ produziert. Der süffige Tropfen schmeckt besonders zu Fisch.

Marta: Das Zentrum der Fischerei liegt am Südufer in Marta, weil im seichten Wasser nahe der beiden Inselchen die Fische laichen. An der romantischen Uferpromenade gibt es nette Restaurants, in denen der köstliche Coregone (Renke) serviert wird. Auf einer kleinen Anhöhe steht ein wuchtiger achteckiger Uhrturm. Von hier aus hat man einen schönen Ausblick auf den See und die Stadt Capodimonte mit ihrer alten Festung.
Capodimonte: Die kleinste der Städte am Seeufer besticht durch ihre Lage auf einer schmalen Landzunge. Im Hafen – dem größten am Lago Bolsena – dümpeln Motor- und Segelyachten. Hinter dem lang gestreckten Badestrand verläuft eine Allee gigantischer Platanen bis zum Ortsende. Von hier aus kann man über schmale, teils unbefestigte Wege westlich des Sees zumeist unmittelbar am Wasser bis zum Nordufer fahren. Eine sehr idyllische Strecke durch Olivenhaine!
Text und Fotos: Martina Berliner
Ausgewählte Campingplätze am Lago Bolsena
Die meisten Plätze rund um den See liegen nahe der Stadt Bolsena – sowohl große Plätze mit hohem Komfort als auch kleine einfache Plätze. Außer den hier genannten gibt es noch einige weitere, überwiegend am Westufer gelegene Plätze, die kaum mehr bieten als Wiese und WC.
Camping Valdisole
3,5 km westlich Bolsena, großer Platz zwischen Nordufer und Straße, überwiegend sehr schattig durch dichten Baumbestand, Liegewiese zwischen Strand und Stellflächen.
Via Cassia Nord 117
01023 Bolsena VT
Camping Massimo
3 km westlich Bolsena, sehr kleiner aber feiner Platz zwischen Nordufer und Straße, nur schmale Uferfront, daher nur wenige und etwas beengte Stellflächen direkt am See, sehr gute Sanitäranlagen, unter deutscher Leitung.
Via Cassia Nord 116
01023 Bolsena VT
Camping Cappelletta

unmittelbar neben Camping Massimo, in zweiter Generation inhabergeführter großzügiger Platz am Nordufer mit langer Front am Seeufer (Foto rechts), sehr einfache Sanitäranlagen, Geräusche von der Straße.
Via Cassia KM 116
01023 Bolsena VT
Tel. 0039 - 761799543
(Besitzer spricht gut deutsch)
Camping Pineta
von Mobilheimen dominierter Platz unweit des Hafens in Seenähe, ohne direkten Zugang zum Ufer.
Via Diaz
01023 Bolsena VT
Blu International Camping
großer Platz etwas südöstlich der Stadt, durch einen Weg vom See getrennt, kaum Stellplätze am Ufer, Schwimmbad und Einkaufsmöglichkeit.
Via Cassia Nord KM 111
01023 Bolsena VT
Lido Camping Village
sehr großer Platz südöstlich der Stadt, zahlreiche Bungalows und Mobilheime, Schwimmbad, Supermarkt, Sportmöglichkeiten, Animationsprogramm, Discothek.
Via Cassia Nord KM 111
01023 Bolsena VT
Region Montefiascone:
ruhig gelegener Platz am Ostufer unterhalb von Montefiascone, durch die Straße vom See getrennt, sehr steile Anfahrt von der Stadt hinunter zum See, viele Mobilheime und Mietzelte.
Camping Amalasunta
Via Cassia Nord KM 111
01023 Bolsena VT
Region Capodimonte:
familiärer Platz direkt am Südufer des Sees am nördlichen Ortsausgang, durch eine Promendade mit der Altstadt von Capodimonte verbunden, langer Privatstrand mit Bootssteg, Restaurant und Supermarkt.
La Perla del Lago
Viale Regina Margherita
01010 Capodimonte/Lago di Bolsena