Freizeitparadies Kaiserwinkl

Tirol

Austria

Erholung vor der Caravan-Tür: Der Kaiserwinkl in Tirol an der Südseite der Chiemgauer Alpen lässt kaum einen Ferienwunsch offen. Wandern, Radfahren und Schwimmen führen die Hitliste der Aktivitäten an – dahinter folgen Stand Up Paddling auf dem Walchsee und Rafting auf der Tiroler Ache.

Impressionen

Das Schöne liegt oft nah: Nach 45 Minuten Fahrzeit ab Kreuz München-Süd verlassen wir nach dem Dreieck-Inntal die Autobahn an der Ausfahrt Oberaudorf, wo nach weiteren 15 Minuten auf der (mautfreien) österreichischen Bundesstraße 172 Walchsee erreicht ist – einer von vier Hauptorten im Kaiserwinkl.

Die drei anderen Nachbargemeinden in diesem Tiroler Tal, das sich zwischen den Chiemgauer Alpen im Norden und dem Kaisergebirge im Süden erstreckt, sind Kössen, Schwendt und Rettenschöss. Traditionelle Landwirtschaft und sanfter Tourismus prägen die Region. Der Kaiserwinkl verfügt über 200 Kilometer Wander-, 180 Kilometer Fahrrad- und Mountainbike- Wege sowie 30 bewirtete Almhütten. Der mit einem neuen Wellnessbereich ausgestattete Campingplatz Euro-Camp Wilder Kaiser in Kössen zählt zu den internationalen Topadressen.

Hauptanziehungspunkt im Tal ist der rund 100 Hektar große Walchsee; sein Wasser erwärmt sich im Sommer auf bis zu 26 Grad Celsius. Die gepflegte Promenade im gleichnamigen Ort mit Liegewiese und kinderfreundlichem Zugang zum Wasser lädt zum Flanieren und Baden ein. Der Badeplatz Ostufer wartet mit Strandbar, ausgedehnten Erholungsflächen, Beach-Volleyballfeld und 800 Quadratmeter großem Aqua-Funpark auf. Die Benutzung der Strandeinrichtungen ist ausnahmslos kostenpflichtig.

Schöne Fachwerkhäuser gibt es in Bleckede (links) und Lauenburg (Mitte). Das Fliesenmuseum befindet sich in Boizenburg.

„Vor, vor, vor“, ruft stakkatoartig Mike Fahringer, unser Raftingguide, um die Taktfrequenz der Paddelschläge zu erhöhen. Derart angefeuert gleitet das Schlauchboot sicher durch die brodelnden, hell aufblitzenden Stromschnellen der türkisen Tiroler Ache. Vor ihnen muss sich aber niemand fürchten, denn der Schwierigkeitsgrad des Flusses liegt gewöhnlich bei 1 bis 2 – erst bei Graden von 2 bis 6 spricht man von Wildwasser. Die acht Kilometer lange Strecke weist meist nur leichte Wellen und wenige, einfach zu überwindende Hindernisse auf.

Wir können uns daher immer wieder entspannt zurücklehnen und den Blick auf die Schönheit der immer enger werdenden Schlucht richten – mit ihren steilen, meterhohen Felsen zu beiden Seiten. Zum Schluss passieren wir das „Entenloch“. Die berühmte Klamm war bis 1908 noch schmaler als jetzt; sie wurde damals von 3,4 auf 12 Meter erweitert, um die Arbeit der Holzflößer zu erleichtern.

Frühling und Frühsommer sind die schönste Zeit für eine Fahrradtour zur Schwemm – Nordtirols größter Moorlandschaft. Die Feuchtböden breiten sich im Norden von Walchsee aus und umfassen eine Fläche von 66 Hektar. Das Juwel entstand, als ein früher mit dem Walchsee verbundener Weiher durch Geröllabgänge abgetrennt wurde und schließlich verlandete. Einen guten Überblick erhält man vom 16 Meter hohen Aussichtsturm des Naturschutzgebiets. Heute zählt man in der Schwemm 33 Libellenarten; sie bietet daneben einen Lebensraum für viele Vögel wie etwa Grauspechte, Neuntöter oder Rohrweihen. Amphibien wie die Gelbbauchunke fühlen sich dort ebenfalls sehr wohl. Unter den vorkommenden Pflanzengattungen sticht das andernorts arg gefährtete Sumpf-Glanzkraut hervor. Mehr darüber erläutern Moorexperten und -expertinnen auf kostenlosen Führungen, die regelmäßig von Ende Mai bis Anfang Oktober dort stattfinden.

Eine schöne Wanderung führt von Walchsee auf die Burgeralm, wo sich nicht nur ein großartiges Gebirgspanorama bietet, sondern man auch hausgemachten Käse kosten und erwerben kann. Auf dem Weg hinauf – er ist rot gekennzeichnet – passieren wir nach einer Stunde den Lochner Wasserfall, der sich hervorragend für eine (Foto-)Pause eignet. Die letzten Meter geht es über Almwiesen. Von der Terrasse der Burgeralm schweift unser Blick bei klarer Sicht auf die Grasgipfel von Brennkopf und Lochner Horn sowie über die Zacken des Zahmen Kaisers hinweg zum Wilden Kaisers. Danach laufen wir weiter über die Rettenbachalm – mit dem Ziel „Schöne Aussicht“. Dort eröffnet sich uns ein weiter Ausblick auf Kufstein und das Inntal.

Wer erfahren möchte, wie man selbst Butter herstellt, sollte in Durchholzen Station machen. Auf dem Gelände der Käserei Plangger steht eine 500 Jahre alte Almhütte, die in Kelchsau sorgfältig abmontiert und hier wieder aufgebaut wurde – und wohin die Naturerlebnispädagogin Stephanie Hager zu Workshops rund um die Themen Milch und Kräuter einlädt. Vor der Hütte demonstriert sie als erstes an einem Holzmodell, wie man früher die Kühe mit dem einbeinigen Schemel melkte und fordert dazu auf, es nachzumachen. Drinnen in der urigen Stube erzählt sie dann vom Kuhleben im Wandel der Zeit bis zur Massentierhaltung mit Hochleistungskühen.

Tourenführer Mike Fahringer vom Outdoor-Veranstalter SportundNatur in Kössen.
Spritziges Rafting-Abenteuer auf der Tiroler Ache.

Anschließend gießt Stephanie frischen Rahm in ein uraltes Butterfassl. Das Wichtigste sei, so sagt sie, nun die Handelkurbel so gleichmäßig wie möglich zu drehen und auch nicht zu schnell oder zu langsam. Natürlich darf jeder Teilnehmer bei diesem etwa einstündigen Vorgang helfen und damit sein Talent zum Buttermachen beweisen. Immer wieder muss man dabei den Deckel des Gefäßes anheben, um nachzuschauen, ob sich Buttermilch und Butter getrennt haben. Schlussendlich würzt die Fachfrau das hochwertige Naturprodukt zur Verkostung mit Springkraut, Brennessel- und Spitzwegerichsamen.

Gegrilltes Wildschweinmedaillon im Restaurant Alpina in Kössen. „Lüftlmalerei“ in Walchsee – und ausladender Balkonschmuck im Ortsteil Oed am Südufer.

Gorleben: Wie Rüterberg wurde auch Gorleben durch Proteste bekannt. Hier richteten sie sich gegen die Pläne für die Einrichtung eines Atommüll-Endlagers und gegen Castor-Transporte ins oberirdische Zwischenlager südlich des Ortes. Gelbe X an Wegen und Häusern zeugen von diesem langjährigen Widerstand gegen ein Endlager im Salzstock. Dennoch – oder gerade deswegen – ist die ländliche Idylle überall spürbar. So findet sich am „Gorlebener Haken“, einem Altarm der Elbe, einer der schönsten Reisemobil-Stellplätze. Das zugehörige Sanitärhäuschen mit Aufenthaltsraum und Spülküche hat Campingplatz-Qualität.

Gartow: Gleich neben dem Ort liegt der Vier-Sterne- Campingpark Gartow. Eine kleinere und schlichtere Alternative bietet der drei Kilometer entfernte Campingplatz Laascher See. Wer durch die hügelige Landschaft zur Fähre bei Pevestorf (8 km) radelt und nach Lenzen übersetzt, gelangt zum ehemaligen Wachturm, der heute als Ausguck dient. Sehenswert ist die restaurierte Burg. Wer das Reisemobil mitnimmt, findet am Rudower See bei Lenzen einen tollen Stellplatz mit Badestelle und hochmodernem Sanitärgebäude neben dem Restaurant „Haus am See“. Ein lohnenswertes Ziel am südlichen Flussufer ist das verträumte Schnackenburg an der Mündung des Aland in die Elbe. Auch hier verkehrt eine reisemobiltaugliche Fähre.

Von Zeit zu Zeit ist es angeraten, den Deckel des Butterfassls zu lupfen, um einschätzen zu können, wie lange man noch rühren muss. Stolz präsentiert Stephanie Hagner das fertige Produkt. Verschiedene Wildkräuter von den Wiesen im Kaiserwinkl geben der Butter einen intensiv nussigen Geschmack.

Wie kostbar ein Stück Butter ist, zeigen folgende Zahlen: Aus 25 Liter Milch lassen sich sowohl etwa zwei Liter Rahm oder fünf Kilo Topfenkäse als auch 25 Kilo Joghurt herstellen – gegenüber nur 1,2 Kilo Butter. Dem Joghurt gibt man nur Joghurtkulturen hinzu und lässt ihn im Becher reifen. Gereift ist bei unserem Urlaub im malerischen Kaiserwinkl die Erkenntnis, dass zu Großmutters Zeiten manches besser war. Was noch alles, zeigt die Expertin in ihrer Rolle als „Kräuterhexe“ in einem weiteren Sommerseminar, das wir gebucht haben.

Text und Fotos: Thomas Cernak

Camping im Kaiserwinkl

Klein, aber fein: Immerhin stehen für die Gäste in dieser äußerst liebenswerten und sehr überschaubaren Urlaubsregion vier Campingplätze zur Verfügung – nähere Informationen dazu hier. Ebenso auf www.kaiserwinkl.com

1. Camping Seespitz

Wiesengelände mit einigen Laubbäumen am Westufer des Sees und am westlichen Ortsrand. Ein Fußweg führt ins Zentrum. Weiter Blick auf See und Berge. Zur Ausstattung gehören unter anderem Badesteg und Wassertrampolin. Ein Restaurant ist ebenfalls vorhanden. Ganzjährig.

Seespitz 1
6344 Walchsee

Tel. +43 53 74 53 59

www.camping-seespitz.at

2. Ferienpark Terrassencamping Süd-See

11 Hektar großes, gestuftes Areal am Südufer mit 150 Touristenplätzen und schönem Ausblick. Das letzte Stück (1,5 km) der Zufahrtsstraße ist sehr schmal. Am Ufer zwei Liegewiesen mit Spielplatz und einem Bereich für Gäste mit Hund. Restaurant und Imbiss. Ganzjährig.

Seestraße 76
6344 Walchsee

Tel. +43 53 74 53 39

www.terrassencamping.at

3. Camping Seemühle

Schön im Grünen gelegener Campingplatz mit teils großen alten Bäumen. Jede Parzelle ist individuell mit Sträuchern gestaltet, manche liegen frei und bieten ungehinderte Sicht auf die Berge. Die Stellplätze sind nicht für Wohnmobile über 6,5 m Länge geeignet. Die Einrichtungen wurden renoviert. Naturschwimmbad mit Liegewiese an einem aufgestauten Arm des Walchssees. Restaurant mit Terrasse. Geöffnet Anfang Mai bis Mitte September.

Am See 3
6344 Walchsee (Navi: 6345 Kössen)

Tel. +43 68 01 44 84 11

www.camping-seemuehle.at

4. Eurocamp Wilder Kaiser Kössen

Komfortplatz mit neuem Wellness Center, Innen- und Außenpool, Badelandschaft, Abenteuerspielplatz, Beachvolleyballfeld, großem Restaurant im Almhüttenstil und vieles mehr. Die Stellplätze sind mit Festanschlüssen versehen. Der Saunabereich ist ausgestattet mit Bio- Sauna, Finnischer Sauna und Dampfbad. Der Kinderpool bietet Wasserrutschen und Planschbecken, ein Outdoor-Kletterturm steht für die jungen Gäste ebenfalls bereit. Großes zentrales Sanitärgebäude unter anderem mit Babybad und Geschirrspülmaschinen. Minimarkt mit Bäcker, Verkauf von Campingzubehör und Gasservice runden das Angebot ab. Ganzjährig außer Anfang November bis Mitte Dezember.

Kranebittau 18
6345 Kössen

Tel. +43 53 75 64 44

www.eurocamp-koessen.com

Artikel als PDF