Irlands wilder Westen

Irland

Ireland

Der Wild Atlantic Way ist die wohl abenteuerlichste Art, die grüne Insel zu entdecken. Auf unserer Reisemobiltour durch Irlands wilden Südwesten lernten wir grandiose Naturlandschaften und malerische Orte kennen.

Impressionen

Pünktlich um acht Uhr morgens legte die Stena Line in Rosslare an. Über Cherbourg in der Bretagne ist das die schnellste Verbindung in den Süden der grünen Insel. Wir wollten den Wild Atlantic Way entlang fahren, zumindest den südlichen Teil, denn hier findet man fast alles, was ein Irland-Besucher gesehen haben muss. Mehr als die südliche Hälfte des Wild Atlantic Way lässt sich in einer dreiwöchigen Wohnmobil-Reise nicht abfahren, wenn man sich Zeit für die eine oder andere Besichtigung oder Wanderung lassen will. Wir setzten daher im lebhaften Galway einen Schlusspunkt und fuhren quer durchs Land nach Dublin, um über Holyhead und Dover die Rückreise anzutreten.

Links: Restaurants von Kinsale. Mitte: Der wendige Hobby Vantana konnte auf Irlands engen Straßen seine Vorzüge unter Beweis stellen. Rechts: Schild vom Wild Atlantic Way.

Unterwegs auf dem Wild Atlantic Way

Zunächst ging es nach Kilkenny. Die am besten erhaltene mittelalterliche Stadt Irlands präsentierte sich als eine Stadt der Pubs, die sich vor allem in der Parliament Street lückenlos aneinander reihen. Leider wird in der St. Francis Abbey Brewery heute kein Smithwick‘s Draught mehr gebraut. Dafür hat Kilkenny, das nach der Stadt benannte Red Ale, weltweite Berühmtheit erlangt.

Wir verließen die Stadt am nächsten Morgen und machten uns auf den Weg nach Ardmore. Der lebendige Ferienort ist für seinen berühmten Cliff Walk bekannt, der uns erste Eindrücke von Irlands Küste vermitteln sollte. Doch zunächst lockte uns der belebte Sandstrand und wir wagten einen Sprung in das nicht allzu warme Wasser des Keltischen Meeres. Danach ging es zu Fuß der felsigen Küste entlang, wo sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Küstenlinie boten. Das eigentliche Ziel für diesen Tag war allerdings Kinsale. Der Ort ist für das alljährliche Gourmet Food Festival bekannt und gilt als das Culinary Capital of Ireland. Wir entschieden uns nach einem ausgiebigen Bummel durch die engen Straßen mit ihren bunt bemalten Häusern für das Finn‘s Table und hatten damit rein zufällig das mit Abstand beste Restaurant des Ortes erwischt.

Irgendwo östlich von Kinsale beginnt er schließlich, der legendäre Wild Atlantic Way. Die schmale Straße führte uns entlang der schroffen Küste der Halbinsel Mizen bis zum Mizen Head. Die 200 Meter über dem tosenden Meer in den Fels gebaute Signal Station ist nur über 100 Stufen und eine Brücke zu erreichen. Aber die Mühe lohnt sich, denn eindrucksvoller kann man die gewaltigen Brandungswellen des Atlantiks nirgends erleben. Von einer der zahlreichen Aussichtsplattformen konnten wir sogar einige Seehunde beobachten, die sich im ständig bewegten Wasser tummelten.

Den nächsten Tag hieß es: Strecke machen. Denn auf den kleinen Küstenstraßen kommt man nur langsam voran. Es war eine malerische Fahrt entlang des Ring of Beara. Wir
erreichten gegen Abend die Seilbahnstation, die uns am nächsten Morgen auf die Insel Dursey übersetzen sollte. Dursey wird nur noch von einem Dutzend Menschen bewohnt und lädt zu einer herrlichen Wanderrung bis zur felsigen Spitze ein. Leider war der Hinweg von tief hängenden Wolken geprägt, aber gegen Mittag klarte es auf und wir wurden von herrlichen Ausblicken belohnt.

Die nächsten zwei Tage sollten dem Ring of Kerry gehören. Wir schafften es zunächst bis zum Glenbeg Camping Park bei Caherdaniel. Im dortigen O‘Carroll‘s Cove Beach Restaurant isst man sehr gut mit Blick auf die Bucht. Ganz in der Nähe liegt der Derrynane National Historic Park. Vom angrenzenden Derrynane House führt ein Fußweg zu einem herrlichen Sandstrand.

Auf Kerry folgt der Wild Atlantic Way der N70. Dass dieser Abschnitt zu den beliebtesten touristischen Strecken Irlands gehört, merkt man nicht nur am Verkehr. Man findet hier auch zahlreiche Aussichtspunkte am Rand Der steile Weg zur Signal Station von Mizen Head führt über diese Brücke der Straße, wie sie im übrigen Irland eher die Ausnahme sind. Wer mit einem kompakten Reisegefährt – wie wir mit dem Kastenwagen Vantana K60 – unterwegs ist, sollte unbedingt hinter Waterville abbiegen und die schmale Straße über Ballinskelligs Castle und die Cliffs of Portmagee nehmen. Auch Valentia Island ist ein durchaus lohnender Abstecher.

Mittelpunkt der Halbinsel Dingle ist der gleichnamige Küstenort, dessen Hauptattraktion der Flaschennasen-Delfin Fungi ist, der sich wohl im Laufe der Zeit an die zahlreichen Ausflugsboote gewöhnt hat und uns den Gefallen tat, sich zu zeigen und spielerisch mit dem Boot um die Wette zu schwimmen.

Ein Muss auf Dingle ist der Slea Head Panoramic Drive. Er beginnt an der Dingle Distillery, die erst vor wenigen Jahren wieder ihren Betrieb aufgenommen hat, und führt die zahlreichen Klippen entlang, die den westlichen Rand Europas markieren. In den Slea Head Famine Cottages kann man einen Eindruck vom Leben in Irland während der großen Hungersnot werfen. Und das Gallarus Oratory ist noch heute ein beeindruckendes Zeugnis aus frühchristlicher Zeit. Wer den Südwesten Irlands besucht, darf natürlich das wichtigste irische Naturschauspiel nicht auslassen: die Cliffs of Moher.

Die steilen Cliffs von Moher sind vom Land und vom Wasser aus betrachtet gleichermaßen beeindruckend.

Wir entschieden uns für Doolin als Ausgangspunkt und lagen damit genau richtig. Ein paar Schritte vom Hafen entfernt gibt es einen Campingplatz, der unbedingt zu empfehlen ist. Mit dem Wohnmobil kann man aber auch direkt am Hafen übernachten. Wir nahmen den Shuttle-Bus, der uns zum Visitor Center der Cliffs brachte und wanderten am oberen Rand der Klippen zurück. Das ist allerdings nur bei trockenem Wetter zu empfehlen ist. Die Felsen liegen tagsüber im Schatten. Man riet uns daher, ein Ausflugsschiff nach 18 Uhr zu nehmen. Wir wurden mit großartigen Eindrücken belohnt. Direkt hinter Doolin beginnt die Mondlandschaft des Burren, die wir während einer ausgedehnten Wanderung auf uns wirken ließen.

Wer das nicht will, bekommt auch direkt neben dem Campingplatz einen Eindruck von den bizarren Furchen, die die Erosion im weichen Kalksandstein hinterlassen hat. Wir ließen unsere Irland-Tour über den Wild Atlantic Way schließlich in der lebhaften Universitäts- und Bischofsstadt Galway ausklingen.

Text und Fotos: Stephan. E. Wolf

Land der schmalen Straßen

Wer die schönsten Ecken Irlands erkunden will, landet unweigerlich auf engen Straßen zwischen Naturstein-Mauern. Wir waren froh, mit dem kompakten Vantana K60 unterwegs zu sein. Mit dem wendigen Kastenwagen von Hobby kommt man eigentlich überall durch. Und es war eine Erleichterung, den Rückspiegel auf der „falschen“ Seite zu haben, denn dadurch ließ sich das Fahrzeug ohne Beschädigungen geradezu zentimetergenau an den linken Straßenrand manövrieren.

Doch keine Panik, die Iren sind gelassene Autofahrer, die nicht dazu neigen, auf ihr „Recht“ zu pochen, sondern auch in scheinbar ausweglosen Situationen ganz entspannt bleiben. Wir konnten uns selbst mit entgegenkommenden Reisebussen einigen, auch wenn manchmal etwas rangiert werden musste. Mit dem Wohnwagen sind die ganz kleinen Straßen jedoch meist nicht befahrbar. Hier ist eine andere Strategie empfehlenswert: Man sucht sich einfach auf jeder der fünf Halbinseln einen gut zu erreichenden Campingplatz aus und macht sich von dort aus ganz entspannt mit dem Auto auf den Weg. Unabhängig reisen kann man so oder so. Detailierte Informationen zum Wild Atlantic Way gibt es im Internet unter: www.wild-atlantic-way.de; irische Campingplätze findet man unter: www.camping-ireland.ie/de

1. Kilkenny Camping/Tree Grove Caravan Park


Ist eine sehr gepflegte Anlage am Stadtrand von Kilkenny und ein idealer Ausgangspunkt zur Besichtigung der mittelalterlichen Stadt. Am einfachsten ist es, wenn man den Fußweg am Flussufer des River Nore entlang geht. Er führt in 20 Minuten an Kilkenny Castle vorbei direkt in die Innenstadt

www.kilkennycamping.com

2. Barley Cove Holiday Park


Bei Crookhaven liegt inmitten der eindrucksvollen Felslandschaft der Halbinsel Mizen. Er ist der ideale Ausgangspunkt für den Besuch des Mizen Head. In der Nähe gibt es auch einen geschützten Strand und mehrere Bars und Restaurants.

www.purecork.ie

3. Creveen Lodge Caravan and Camping Park


Bei Lauragh ist ein einfacher, aber sehr schön in ländlicher Umgebung gelegener Campingplatz auf der Halbinsel Beara. Man muss allerdings im Ort Lauragh gut aufpassen, um das Schild nicht zu übersehen, und dann der R574 folgen, bis man zur Creveen Lodge kommt.

4. Glenbeg Caravan and Camping Park


Liegt direkt am Ring of Kerry. In O‘Carroll‘s Cove Beach Restaurant an der Einfahrt zum Platz kann man gut essen oder sich abends in der Bar einen Drink mit Blick aufs Meer gönnen.

www.glenbegcaravanpark.com

5. Glenross Caravan & Camping Park


In Glenbeigh ist ein komfortabler Platz an der Nordküste von Kerry. Gleich nebenan gibt es ein Hotel mit Restaurant. Mit etwas Glück kann man hier einen urigen Abend bei echt irischer Live-Musik erleben.

www.campingkerry.com

5. Campail Teach an Aragail


Liegt unmittelbar neben dem Gallarus Oratory und knapp 10 km von der Stadt Dingle entfernt. Der kleine Campingplatz eignet sich gut als Ausgangsort zur Erkundung der Halbinsel Dingle. Wer mit dem Caravan unterwegs ist, sollte hier halt machen und sich zwei, drei Tage Zeit für eindrucksvolle Touren nehmen.

7. Glenross Caravan & Camping Park


In Doolin ist der beste Standort zur Erkundung der Cliffs of Moher. Man kann die berühmten Felsen nicht nur direkt vom Platz aus sehen, sondern auch gleich nebenan über die eigenartigen Felsformationen des Burren spazieren, die bis an den modern ausgestatteten Platz heranreichen. Wenige Schritte entfernt legen die Ausflugsschiffe an und ein Shuttle-Bus fährt direkt zum Visitor Center der Cliffs.

www.campingkerry.com

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