
Junge Schönheit und reife Dame
Spanien - Madrid/Toledo
Spaniens quirlige Metropole Madrid und die eng benachbarte ehemalige Hauptstadt Toledo sind ungleiche Schwestern – jede mit eigenem Reiz.
Madrid ist faszinierend: imposant, bezaubernd, bunt, vielfältig, grün und vor allem geschäftig. 3,16 Millionen Menschen wohnen hier und ständig werden es mehr. Dazu kommen Touristen aus aller Herren Länder. Die Fülle des Kultursche und Besucher in Cafés und Restaurants, unter Sonnenschirmen und Bäumen, in Parks und Flussauen. Das rund 75 Kilometer weiter südlich gelegene Toledo, das zu den ältesten Städten Spaniens zählt, wirkt dagegen wie aus der Zeit gefallen. Dabei war das 84.000-Einwohnerangebots ist schier unendlich und reicht von Kunstmuseum „Prado“ bis zur Flamenco-Bar. Auf breiten, von Prachtbauten gesäumten Boulevards und in engen Gassen, auf großen Plätzen und in Passagen pulsiert das Leben vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. Entspannung finden Einheimi Städtchen, heute Regierungssitz der autonomen Region Castilla-La Mancha, über lange Perioden der Nabel der iberischen Welt. Bis kurz vor Christi Geburt lag hier in der Flussschleife des Tajo die Hauptstadt der iberischen Carpetaner. Von etwa 500 bis 700 nach Christus wurde Toledo die Hauptstadt der Westgoten und nach der Vertreibung der Mauren 1085 Residenz der Könige von Kastilien und damit zugleich religiöser Mittelpunkt Spaniens. Die Altstadt zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und gefühlt beherbergt jedes zweite Gebäude ein Museum.
Madrid: Zur Erkundung des Zentrums fährt man am besten bis zu Metrostation Ópera (Oper). Schon im Untergrund weisen ausgegrabene Säulen auf Madrids lange Geschichte hin. Viel lebendiger informieren natürlich die einheimischen Führer über Sehenswürdigkeiten und Historie. Es gibt mehrere Anbieter von (englischsprachigen) Touren.


Die violett gekleideten Vertreter von „Feel the City“ starten täglich um 10.30 Uhr auf der Plaza de Isabel II. direkt vor der Oper zu einem zweistündigen Rundgang und lotsen ihre Gruppe freundlich und äußerst kompetent durch den Altstadtkern mit den Hauptsehenswürdigkeiten, unter anderem zu den zentralen Plätzen Puerta del Sol, Plaza Mayor und zum Palacio Real (Königspalast). Die Führung ist gratis, allerdings wird ein Trinkgeld erwartet. Ideal für den ersten Überblick! Die Tour streift auch das Viertel La Latina – hier gibt es die besten Tapasbars und die restaurierte Markthalle „San Miguel“, die einem Gourmettempel gleicht. Beeindruckender Kunstgenuss zum Nulltarif: Die Krypta der gleich neben dem Königspalast gelegenen Kathedrale und Goyas wunderbare Fresken in der unscheinbaren Ermita de San Antonio de la Florida.
Wer des Pflastertretens müde ist, kann sich in den zahlreichen Parks ausruhen. Etwa im 120 Hektar großen Parque del Retiro – einst Rückzugsort der Monarchen – mit See, Fontäne, Labyrinth und Kristallpalast (Metrostation Retiro oder Atocha Renfe). Sehenswert ist auch die Flussaue des Manzanes, noch bis vor kurzem von Verkehr durchtost. Jetzt sind die breiten Straßen beidseits des Gewässers überdeckelt und schönen Grünanlagen gewichen.

Toledo: Die altehrwürdige Stadt thront auf einem Hügel und ist buchstäblich überschaubar. Den schönsten Blick auf Toledo genießt man von der südlichen Umgehungsstraße TO 3100 quer über das Tal des Tajo. Auf dem unteren Teil der schmalen und kurvigen Straße lädt der Kiosko Base zum Getränk oder Snack ein. Feiner speist man eine Etage höher im Hotel Paradores mit seiner herrlichen Aussichtsterrasse.
Die Ansicht der Stadt innerhalb ihrer mittelalterlichen Mauern hat sich in den vergangenen 300 Jahren wenig verändert, wie der Vergleich mit der Stadtansicht zeigt, die der berühmte Maler El Greco Anfang des 17. Jahrhunderts schuf. Zu sehen ist dieses Bild und viele andere Werke des Meisters und seiner Zeitgenossen im Greco-Museum.


Die Altstadt betritt man über die historische Brücke St. Martín, die im Süden den Fluss überspannt, die ebenfalls altehrwürdige Puente Alcántara im Osten oder durch eines der Stadttore. Zentrum des städtischen Lebens ist die Plaza Zocodover, wo auch die Busse ankommen. Da die Altstadt leicht fußläufig zu durchmessen ist, kann man sich getrost durch die Gassen treiben lassen.
Lohnenswert sind der Besuch der mittelalterlichen Kathedrale und zweier Synagogen, die nach der Vertreibung der Juden 1492 als Kirchen genutzt wurden. An der Kirche San Juan de los Reyes hängen noch heute Ketten von Christen, die aus muslimischer Sklaverei befreit wurden. Die Baukunst der maurischen Periode hat sich vielerorts erhalten. Wie manche andere Gotteshäuser ist auch die heute als Museum genutzte Kirche San Román im Mudéjarstil erbaut. Unter Hufeisenbögen ist eine Ausstellung westgotische Altertümer zu sehen. Der Turm bietet einen schönen Ausblick über die Stadt.
Weithin bekannt ist Toledo nicht nur für seine scharfen Klingen, sondern auch für sein leckeres Marzipan. Die besten „Dulces“ (Süßigkeiten) bekommt man durch ein kleines Fensterchen von den Nonnen des Klosters San Clemente gereicht. Erfahrung haben die Schwestern genug. Hier wird schon seit 1212 Marzipan hergestellt.
Text und Fotos: Martina Berliner


Campingplätze mit guter Innenstadtanbindung

1. Madrid: Camping Osuna
Stadtgebiet liegt im Nordosten in der Nähe des Flughafens. Erst unmittelbar vor dem Platz steht ein Hinweisschild. Obwohl Stadtautobahnring und Schnellstraßen ganz in der Nähe vorbeiführen und eine Bahnbrücke in Sichtweite liegt, ist das von hohen Mauern umgebene Refugium erstaunlich ruhig. Der Autoverkehr bildet stetig gedämpftes Hintergrundrauschen. Fluglärm gibt es kaum, Züge fahren selten. Im Norden liegt jenseits der mehrspurigen Straße ein neu erschaffenes weitläufiges Parkgelände mit Sportstätten, Spielplätzen und Teichen zum Paddeln und Angeln. Im Osten schließt unmittelbar ein kleiner historischer Park an, der nur am Wochenende geöffnet ist. Der Bestand alter Pinien deutet darauf hin, dass das Campinggelände einst Teil dieser Anlage war. Etwa die Hälfte des Platzes ist durch Hecken unregelmäßig parzelliert. Es gibt ca. 100 Stellflächen, einige davon sind aber recht klein. Laut Rezeption (englischsprachig) ist der Platz nie ausgebucht, räumliche Engpässe seien allenfalls während der Woche vor Ostern (Semana Santa) zu erwarten. Da es keine Alternativen in Zentrumsnähe gibt, scheint Reservierung dennoch empfehlenswert.
Jardines de Aranjuez 1
Öffnungszeiten: 1.3.-31.12.
Bus und Bahn
Camping Osuna ist durch mehrere Buslinien und die Metro (fünf Minuten Fußweg zur Station Canillejas) mit dem Zentrum verbunden. Die U-Bahnfahrt in die City dauert etwa eine halbe Stunde. Es gibt günstige Metro-Touristentickets für ein oder mehrere Tage. Der Campingplatz bietet nur ein Minimum an Lebensmitteln und das auch nur in der Sommersaison. Einkaufsmöglichkeiten sind in der Umgebung rar. Es gibt kleine Geschäfte mit beschränkter Auswahl rund um die Metrostation, dort mangelt es aber an Parkplätzen. Ein großer Supermarkt (Corte del Inglés) liegt wenige Autominuten nördlich an der M 40. Direkt am Platz gibt es ein kleines Restaurant und eine Bar. Die Sanitäranlagen des Platzes sind einfach, waren aber zum Besuchszeitpunkt Ende März sehr sauber und gepflegt. Waschmaschine und Trockner sind vorhanden. Kostenloses WLAN gibt es im Bereich der Rezeption und im Aufenthaltsraum.

2. Toledo: Camping El Greco
Camping El Greco liegt etwa 1,5 Kilometer westlich vom Stadtzentrum an der Straße Richtung La Puebla de Montalbán. Der gut ausgeschilderte Platz befindet sich in einer ruhigen Villengegend am Ufer des Tajo. Allerdings verhindert ein Zaun den Zugang zum Fluss und keine der 100 durch Hecken parzellierten und teils durch Bäume beschatteten Stellflächen bietet Blick aufs Wasser oder die Stadt. Bessere Aussicht hat man von der Terrasse des Restaurants. Dort liegt auch der öffentlich zugängliche Swimmingpool. Reservierung in der Woche vor Ostern und in den Sommermonaten ist insbesondere Besitzern großer Caravans oder Reisemobile anzuraten, da viele Stellflächen bedingt durch Hecken und Bäume für solche Fahrzeuge zu eng sind. Toledo ist per Rad, zu Fuß oder mit dem Bus zu erreichen. Die Haltestelle liegt 150 Meter entfernt an der CM 4000. Wer mit dem Auto fahren möchte, findet ein Parkhaus unterhalb der Stadtmauer und einen großen Parkplatz nördlich der Altstadt. Dort stehen auch Reisemobile. Täglich frisches Brot bietet die Rezeption (englischsprachig). Kleine Supermärkte gibt es in der Altstadt. Die Sanitäranlagen des Campingplatzes sind modern und sauber, Waschmaschinen und Trockner gehören zur Ausstattung. Kostenloses WLAN gibt es rund um die Rezeption und auf der Terrasse.
Carretera CM 4000 km 0,7
Öffnungszeiten: 1.1.-31.12.
Beste Reisezeit:
Frühjahr und Herbst. Die Sommer sind so heiß, dass die meisten Madrilenen aus der Stadt fliehen. Viele Einrichtungen haben aus diesem Grund geschlossen. Auf den Campingplätzen ist es dennoch in den Sommerferien am vollsten, wie wir an den Rezeptionen in Madrid und Toledo erfuhren. Im Winter muss mit empfindlicher Kälte und Regenfällen gerechnet werden.
Anreise:
Madrid und Toledo liegen nur 75 Kilometer voneinander entfernt im Herzen Spaniens. Ob die Pyrenäen im Westen an der Atlantikküste (über San Sebastián) oder im Osten nahe des Mittelmeers (über Girona) überquert werden, macht wegen der zentralen Lage streckenmäßig kaum einen Unterschied. Bei der Reisekosten-Kalkulation darf die Autobahnmaut in Frankreich nicht außer acht gelassen werden. Sowohl für Gespanne als auch für Reisemobile werden in Frankreich – anders als in Spanien – erheblich höhere Abgaben verlangt als für Pkw. Die Hin- und Rückfahrt im Frühjahr 2017 von und nach Hamburg mit Caravan- Gespann schlug mit rund 400 Euro Autobahngebühren zu Buche; der Löwenanteil entfiel auf Frankreich. Spaniens Straßennetz ist hervorragend ausgebaut und wird immer noch weiter verbessert. Zu unterscheiden sind zwei Typen von Autobahnen: Die kostenpflichtige Autopista (AP) und die Autovia (A), deren Nutzung gratis ist, obwohl der Fahrkomfort dem einer Autopista in nichts nachsteht. Auch die Nationalstraßen, die oftmals über hunderte Kilometer parallel zur Autobahn verlaufen, sind in sehr gutem Zustand und erlauben fast überall rasches Vorankommen. Keine Angst vor der Anfahrt zum Campingplatz! In Madrid landet man von der M 40 oder von der A2 kommend fast unmittelbar vor den Toren des Campingplatzes. Allerdings sollte man vermeiden nach Rezeptionsschluss (22 Uhr) anzureisen, da es vor der Schranke keinen Parkraum gibt. Von Ausflügen mit Campingfahrzeug in die City sollte abgesehen werden. Der Verkehr ist enorm, die Entfernung erheblich, es gibt kaum Parkplätze. Von Madrid nach Toledo kommt man auch per Bahn: Schnellzüge fahren binnen einer halben Stunde von Madrid Atocha nach Toledo. Vom dortigen Bahnhof fahren Busse in die Altstadt. Die Autofahrt von Madrid nach Toledo führt über den Autobahnring um die Metropole herum und dauert etwa 50 Minuten. Die Fahrt führt unmittelbar am nördlichen mittelalterlichen Stadttor Toledos vorbei. Kein Schild verbietet, mit Campingfahrzeug in die Altstadt zu fahren. Man sollte das aber wegen enger Straßen unbedingt unterlassen. Vor dem Campingplatz in Toledo gibt es nach Toresschluss Stellmöglichkeiten auf dem Restaurantparkplatz.
Buchtipp:
Baedeker Wissen: „Madrid“ aus dem Verlag Karl Baedeker enthält auch Informationen zu Toledo und anderen Orten der Umgebung.
Preis: 19,99 Euro