
Inselparadies im Nordmeer
Lofoten
Dem Himmel ein Stück näher sein: Die Lofoten mit ihren farbenfrohen Fischerdörfern zwischen gewaltigen Bergen und wilder Natur machen dies möglich. Dazu gibt es endlose Sommertage, garniert mit einer Riesenportion Lebensfreunde.
Es herrscht Windstille an der Westküste von Vestvågøya, der größten der Lofoteninseln, die sich rund 150 Kilometer nördlich des Polarkreises halbmondförmig im Nordmeer vor dem norwegischen Festland erstrecken. Sanft plätschern winzige Wellen gegen den puderzuckerweißen Strand von Haukland, der ebenfalls eine Halbmondform aufweist. Hier tummeln sich mit bunten Eimerchen und Schaufeln ausgerüstete Kleinkinder bis in die hellen Nachtstunden hinein im warmen Sand.
Es ist einer jener sonnendurchfluteten Tage im Juli, die in nahezu jedem Winkel des Archipels Einheimische und Gäste in Feststimmung versetzen. So auch an diesem Flecken, der lediglich aus einer Handvoll gelb gestrichener Häuser besteht. Gleichwohl zieht sein einmalig schön gelegener Reisemobilstellplatz direkt vor der Düne zahlreiche Nordlandfahrer aus ganz Europa an. Ringsum weht der würzige Duft von Gegrilltem und die senkrecht aufragenden Felsnasen grüßen feuerrot im Abendlicht. Der ein oder andere gönnt sich ein weiteres Mal ein munter machendes Bad in den grünblau schimmernden Fluten.
Wir haben uns über die Landkarte gebeugt. Morgen wollen wir das nur wenige Kilometer entfernte Borg besuchen. Kaum jemand würde heute in diesem unscheinbaren Weiler Station machen, wenn nicht einem Bauern dort im Jahr 1981 ein echter Sensationsfund gelungen wäre: Er stieß beim Pflügen auf Glasperlen und Keramikscherben aus der Zeit des Fränkischen Reichs. Die nachfolgenden sechs Jahre dauernden Ausgrabungen legten das größte Bauwerk der Wikinger frei, das überhaupt jemals in Skandinavien ge-funden wurde. Das sorgfältig rekonstruierte Langhaus ist jetzt Heimat des „Lofotr Wikingermuseums“, das mit größtmöglicher Authentizität ein Licht in das Dunkel der frühen Siedlungsjahre wirft – etwa durch die Präsentation von uraltem Handwerk.

Das rund zwei Fahrstunden weiter südlich gelegene Reine ist für viele der schönste Flecken im hohen Norden. Dort auf Moskenesøya ragen die Wände besonders steil aus dem Meer. Nur ein schmaler Streifen um eine tiefblaue Bucht lässt Raum für die roten und weißen Rorbu-Hütten auf Stelzen, die den pittoresken Charme der 300-Seelen-Gemeinde ausmachen. Die Maler hielten als erste die spektakuläre Kulisse auf Leinwand fest, was wiederum Prominente anzog, darunter Alt-Kanzler Helmut Schmidt, der in dem alten Fischerdorf einst Urlaub machte.
Was ist das Besondere an der Lofoten-Landschaft? Geologen wissen darauf eine klare Antwort: Sie bildet eine eigenständige Einheit, die lange vor dem benachbarten Festland vor mehr als 2,7 Milliarden Jahren entstand. Das vorherrschende Gneis-Gestein ist seither kaum verwittert. Die Inseln zeichnen somit ein spannendes Bild aus den Kindertagen der Erde.
Die Hauptinseln heißen (von Nordost nach Südwest): Austvågøya, Gimsøya, Vestvågøya, Flakstadøya und Moskenesøya. Sie sind teils mit gigantischen, immens teuren Hängebrücken und Seetunnel verbunden, die in bis zu 60 Meter Meerestiefe verlaufen. Wer zur Anreise den "Landweg" via Narvik wählt, bekommt auf der Halbinsel Hinnøya einen ersten einprägsamen Eindruck von der landschaftlichen Schönheiten der Lofoten. Bis über 1000 Meter hohe Berge mit vergletscherten Gipfeln säumen die Strecke. Weiter südlich folgt der Austnes-Fjord, wo die weiß-rote Kapelle von Sildpollnes höchst fotogen die Spitze einer schmalen Halbinsel krönt.

Beim Überqueren des Damms über den seeähnlichen Vaterfjord eröffnen sich zur Linken weite Ausblicke auf die karg-braunen Felseninseln Store Molla und Lille Molla. Es schließen sich unmittelbar an: die nahe beeinander liegenden Orte Svolvær und Kabelvåg. Svolvær ist mit rund 4300 Einwohnern die größte Stadt im Inselreich und gleichzeitig das Verwaltungszentrum. Es gibt dort viele Einkaufsmärkte und die größte Dichte an Cafés, Restaurants und Kunstgalerien in einem Umkreis von vielen hundert Kilometern. Vom Stadtkai verkehren Ausflugsboote zum traumhaft schönen Trollfjord. In Kabelvåg erhebt sich die sehenswerte, sofort ins Auge springende Vågan-Kirche. Das prächtigste, aus Holz erbaute Gotteshaus nördlich von Trondheim ist auch als Lofoten-Kathedrale bekannt.
Der nächste Besuchermagnet ist Henningsvær. Drei steile fahrzeugbreite Brücken (ampelgeregelt)führen auf die Schären, auf denen sich das malerische Dorf ausbreitet. In seinem Hafen liegen zwischen Januar und März, der Hochzeit des Lofoten-Fischfangs, Dutzende bunter Kut- ter. Auch im Sommer bietet sich ein faszinierendes Bild aus Landungsbrücken, Holzstegen, und -speichern. Die Galerie „Lofotens Hus“ beherbergt die umfangsreichste Kunstsammlung in Nordnorwegen. Und das Forschungszentrum „Ocean Sounds“ widmet sich in einer Ausstellung dem Schutz und der Erforschung von Meerestieren, wie etwa Walen oder Seehunden.
Eine ähnlich maritime Atmosphäre geht auch von Ballstad aus. Bislang finden aber nur wenige Gäste dorthin; der Ort liegt an der Südspitze von Vestvågøya. Deutlich mehr Besucher verzeichnet das malerische, zwischen Bergen eingekeilte Nusfjord auf der Nachbarinsel Flakstadøya. Der Flecken war einst ein bedeutender Handelsplatz mit Poststation, Krämerladen, Gefängnis und ab 1907 sogar mit einem eigenen Kraftwerk. Über 2000 Fischer lebten zu jener Zeit in Nusfjord, das nun – um seinen Kern dauerhaft zu erhalten – in ein behutsam restauriertes, in Teilen bewohntes Museumsdorf (50 NOK Eintritt) umgewandelt wurde.

An einem blendend weißen Sandstrand verläuft Ramberg. Vom Rastplatz direkt an der Straße lässt sich die ganze türkisfarbene Traumbucht überblicken, auch führt von dort ein Treppenweg hinab in den feinen Sand. Eine schmale Stichstraße zweigt kurz dahinter nach Sund ab. Ihr Ende markiert das liebevoll eingerichtete Fischerei- und Schmiedemuseum mit Kunstschmiede.
Die beiden wohl schönsten Orte auf Moskenesøya heißen Reine und Å. Reine wird wie keine andere Siedlung der Gegend von majestätischen Berggipfeln geprägt, die bis in den Sommer Schneereste tragen. In Å steht das Fischerdorfmuseum mit 23 denkmalgeschützten Bauten. Vikten ist durch seine Glasbläserei bekannt und Haukland für seine riesige Badebucht. Die wohl bedeutendste Sehenswürdigkeit der Lofoten befindet sich in Borg. Das originalgetreu errichtete Wikinger-Langhaus entführt jedes Jahr über 80 000 Besucher in die sagenumwobene Welt der ersten Inselbewohner.
Text und Fotos: Thomas Cernak
Campingferien auf den Lofoten
Etwa zwei Dutzend, oft gut organisierte Camping- und Reisemobilstellplätze bilden eine hervorragende Basis, um die schönsten Winkel des Insel-Paradieses zu erkunden. Der Archipel ist allerdings kein Geheimtipp mehr. Das bedeutet, dass es zuweilen in den Sommermonaten auf einigen Plätzen ein wenig eng werden kann. Die Saison dauert von April bis September.
Infos: www.visitnorway.com, www.lofoten.info, www.campingguiden.no, www.camping.no
Lyngvær Lofoten Bobilcamping

Die solide ausgestattete Terrassenanlage breitet sich ein Stück unterhalb der E 10 an der Gimsøy-Bucht aus. Sie ist sehr beliebt. Die 110 gekiesten Parzellen gewähren eine fantastische Aussicht auf das vorgelagerte Schärengebiet. Das weitläufige Felsufer ist naturbelassen, ein langer Bootssteg bietet Zugang zum Wasser. Der Wi-Fi-Anschluss ist kostenlos.
Sandsletta Camping
Der einfach ausgestattete, ganzjährig betriebene Campingplatz liegt an einem Fjord an der Nordküste von Austvågøya. Bizarre Berge umrahmen das von dichten Büschen eingefasste Wiesengelände. Zwischen großen Steinen befindet sich eine kleine Sandbucht. Es stehen 80 Parzellen zur Verfügung. Auch ein Laden (geöffnet: April bis Oktober) und eine Internetecke sind vorhanden.
Stellplatz Unstad
Dieses Areal mit 12 gebührenpflichtigen Stellplätzen auf Schotterrasen befindet sich direkt auf einer alten Küstenstraße. Die Anfahrt über Haukland erfolgt durch einen Tunnel. Ver- und Entsorgungsmöglichkeit sind vorhanden, ebenso eine Küche. Der Strand ist ein beliebter Surf-Spot. Fischen und Kanu fahren bieten sich als Alternativen an.
Stellplatz Eggum

An diesem abgelegenen Küstenstrich rund um ein Kap im Norden der Insel Vestvågøya würde man kaum einen Reisemobilstellplatz vermuten. Doch so einsam ist die Gegend gar nicht: Zum einem steht dort ein alter Wachturm, zum anderen startet am Gelände ein von vielen genutzter Küstenwanderweg, der nach Unstad führt. Dazu gibt es einen Imbiss, an dem man auch die Gebühr zahlt. Die Aufenthaltsdauer in diesem Naturreservat ist auf eine Nacht begrenzt. Es ist übrigens eine sehr schöne Stelle, um die Mittsommersonne zu beobachten.
Sandvika Camping
110 gekieste Standplätze bietet dieser einfach eingerichtete Campingplatz auf einer schmalen Wiese mit schönem Bergblick zwischen Felsen und Meer, etwa 9 km westlich der Inselhauptstadt Svolvær. Am Ufer verläuft eine zirka 30 Meter lange, von Steinmauern begrenzte Badebucht.
Parkering Haukland
Es handelt sich dabei um einen kostenlosen Stellplatz der Gemeinde, der aber immer wieder für Verwirrung sorgt. Denn die 20 Plätze auf einer Sandparkfläche mit Toilettenhäuschen sind nicht speziell für Reisemobile ausgewiesen und werden daher gleichzeitig von Tagesbesuchern mit Pkw genutzt. Das Schild „No Camping“ bezieht sich auf die grasbewachsene Düne dahinter; es untersagt Zelturlaubern das „Wildcampen“.
Camping Moskenes

Wenn das Fährschiff aus Bodø im nur wenige hundert Meter entfernten Hafen anlegt, gibt es sehr schnell Kapazitätsprobleme auf diesem neu angelegten Platz mit exakt 100 Parzellen. Das ebene Gelände liegt direkt über einer schroffen Felsenküste, die Flächen sind gekiest, dazu gibt es separat angelegte Grünflächen. Der Ort mit Touristenbüro und Geschäften liegt in Gehweite.
Brustranda Sjøcamping
Der außergewöhnlich schön gelegene Platz gehört zu den am besten geführten Anlagen. Er erstreckt sich auf einer Halbinsel in einer türkisfarbenen Bucht an der spärlich besiedelten Südküste von Vestvågøya. Ringsum erheben sich hohe bewaldete Berge. Es bietet sich ein weiter Ausblick aufs Meer. Etwa 60 Stellplätze auf ebener Wiese stehen rund um einen eingefassten Wasserarm bereit. An die Rezeption ist ein Café angeschlossen. Zum Bad an der Felsküste führt ein Steg. Der nächste Laden ist 6 km entfernt. Am Platz können Autos gemietet werden.
Strandcamping Fredvang
Der sehr einfach ausgestattete Campingplatz breitet sich auf ebener Wiese in einer Talmulde am Meer aus. Die 100 Stellplätze bieten einen schönen Blick aufs Wasser mit mehreren Felsgruppen. Felsen begrenzen auch den weißen Strand; er ist etwa 150 Meter lang. Es gibt 27 Stromanschlüsse. Das letzte Stück der Zufahrt ist sehr schmal.