
Mit dem Hobby bei den Hobbits
Neuseeland
Im Land der Hobbits hat jetzt auch Hobby Fuß gefasst: Der komfortable Kastenwagen VANTANA ist als Vermiet-Fahrzeug in Neuseeland unterwegs, dort, wo Tolkiens „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“ verfilmt wurden. Begleiten Sie uns auf einer Reise durch „Mittelerde“ mit wundervoller Natur, wunderschönen Orten und wundersamen Plätzen.

Selbst 20 Jahre nach Start der Dreharbeiten für den ersten „Herr der Ringe“-Film ist Neuseeland ganz verrückt nach Hobbits. Die ersten begegnen uns bereits in der Metropole Auckland. Auf der schicken Hurstmere Road im mondänen Stadtteil Takapuna feixen sie aus dem Schaufenster von „Retrospace“. „Hobbit-Figuren sind nach wie vor ein Verkaufsschlager“, strahlt Rochelle Scoones, die den kleinen Laden betreibt und mit ihrer freundlichen Art so gar nicht zwischen die meist bedrohlich wirkenden Science-Fiction-Auslagen passen will.
Ansonsten gehört Auckland eher zur Hobbit-freien Zone. Die meisten Drehs haben in der Hauptstadt Wellington und Umgebung stattgefunden, für andere Locations erwählte Regisseur Peter Jackson einsame Naturlandschaften seiner Heimat Neuseeland. Wir bleiben erst einmal in Auckland und erfreuen uns an der lässigen Lebensart auf dem schmalen Isthmus zwischen Pazifik und Tasmanischer See. Erbaut auf 48 erloschenen Vulkankegeln ist Auckland zu einem modernen touristischen Hot Spot gewachsen: flanieren an der Waterfront, ein Aperitif am Viaduct Habour, schlemmen auf der Ponsonby Road oder segeln im Hauraki Gulf.

Jenseits der fotogenen Harbour Bridge führt die Reise tief in die koloniale Vergangenheit: Die bezaubernde Bay of Islands war Schauplatz der Staatsgründung, besiegelt durch den bis heute umstrittenen „Treaty of Waitangi“, unterzeichnet von der britischen Krone und den Maori, wie die polynesischen ersten Einwanderer heißen.
Wir setzen mit der kleinen Personenfähre von Paihia nach Russell über. Was für eine friedliche Dorfidylle! Weißgestrichene Holzhäuser, davor farbenfrohe Blumenbeete und mittendrin eine niedliche Kirche. Es ist auch die Region, in der sich der 2000 verstorbene Künstler Friedensreich Hundertwasser wohlgefühlt hat. In Kawakawa hinterließ er seiner Wahlheimatgemeinde ein kunstfertiges, typisch rund-buntes Toilettenhäuschen, in dem aufgrund des Touristenstroms garantiert niemand ein stilles Örtchen findet. Ähnlich turbulent wird es vermutlich Ende 2020 in Whangarei zugehen, dem Tor zum Northland, wenn das letzte noch vom Meister persönlich autorisierte, im typischen Hundertwasser- Baustil geschwungene Museumsgebäude eröffnet, um sein künstlerisches Andenken zu würdigen.
Vom Runden zum Geradlinigen – und zu „Tane Mahuta“, von den Maori als „Gott des Waldes“ verehrt. Der massive und kerzengerade Kauri-Riese steht, 51 m hoch, im Waipoua Forest. Er ist einer der wenigen uralten Bäume, die den Rodungswahn der Pionierzeit überlebt haben. Wir verneigen uns ehrfürchtig und halten Abstand, gezwungenermaßen. Denn ein bösartiger Pilz bedroht jetzt die letzten Kauris. Absperrungen und Waschanlagen für Schuhsohlen sollen die weitere Ausbreitung des Pilzes durch Besucher verhindern.

Die Coromandel Peninsula liegt nur etwa zwei Fahrstunden von Auckland entfernt. Die Halbinsel trumpft mit weißen und weichen Stränden auf, darunter der Hot Water Beach, an dem bei Ebbe – wie durch Zauberei – Thermalquellen aus dem Sand sprudeln. Überhaupt beschert die Weiterfahrt entlang der Pazifikküste Richtung Süden feinste Sandstrände so weit das Auge reicht: Whangamata, Waihi Beach oder Mount Maunganui. Bei strahlend blauem Himmel legen wir überall einen längeren Stopp ein und sind prompt mit unserer Reiseplanung in Verzug.
Also nichts wie hin nach Matamata, wo inmitten eines Farmgeländes „Hobbiton“ (Hobbingen) als einziges verbliebenes Filmset pro Jahr von rund 200.000 Fantasy-Fans aus aller Welt gestürmt wird. Deshalb findet auch nur Einlass, wer frühzeitig reserviert und pünktlich zum verbindlichen Tour-Termin erscheint. Zur Belohnung gibt’s Mittelerde hautnah mit putzigen Hobbit-Behausungen als lohnendes Fotomotiv.


Kontrastreicher kann ein Szenenwechsel nicht sein: Im Tongariro National Park im Innern der Nordinsel erreichen wir „Mordor“, bei Tolkien verkörpert diese Landschaft das „Reich des Bösen“. Tief hängen dunkle Wolken über der schroffen Vulkanlandschaft. Die nächsten Tage führt kein Weg hinauf zum ab und an fauchenden Krater des 2.797 Meter hohen Mount Ruapehu. Auch „Tongariro Crossing“, die ebenso spektakuläre wie beliebte Tageswanderung, entfällt. So bleibt Zeit für einen behaglichen Afternoon Tea im plüschigen Salon des Hotels Chateau Tongariro, gleich hinter der Panoramascheibe mit weitem Blick in das „Reich des Bösen“.
Die Fahrt nach Wellington ist eine lange Tagesetappe, unterwegs gibt's wenig, das aufhält. Dafür bietet die Hauptstadt im Südzipfel der Nordinsel ein Füllhorn an Attraktionen: Kunst, Kultur, Museen, Einkaufen oder lohnende Restaurantbesuche.
Wellington hat einfach Klasse und Stil. Kein Wunder, dass Hobbit-Regisseur Peter Jackson hier seinen Lebensmittelpunkt hat und in den Weta-Filmstudios im Stadtteil Miramar produziert. Im Rahmen verschiedener Führungen, können Besucher den Filmemachern dort über die Schulter schauen.
Im Bauch der voluminösen Autofähre nimmt unser Hobby VANTANA Kurs auf die Südinsel, während wir an Deck bei strahlendem Sonnenschein nach Delfinen Ausschau halten. Keinesfalls selbstverständlich, denn Wetter und Wellen können die Cook Strait ganz schön in Bewegung bringen. Erst bei der Einfahrt in die geschützten Marlborough Sounds kehrt dann wieder Ruhe ein.
Darauf darf nicht hoffen, wer vor der Küste Kaikouras zur Walbeobachtung hinausfährt. „Don’t let sea sickness ruin your whale watch tour experience” ist im Shop des Buchungsbüros zu lesen. Pillen gegen Seekrankheit gibt es hier für ein paar Dollar. Dem Andrang schadet es nicht. Wir haben uns bereits vor einigen Tagen angemeldet und bekommen diesmal zwei Pottwale zu Gesicht, wie sie sich aus den Fluten heben und dann mit kraftvollem Flossenschlag abtauchen. Wieder ein unvergessliches Erlebnis.
Die Kleinstadt Nelson ist nicht nur reich an Sonnenstrahlen, sondern auch voll von Künstlern und Kunsthandwerkern. Darunter ist auch der Goldschmied Thorkild Hansen, dessen verstorbener Vater Jens die Originalringe für die Verfilmung der weltbekannten Tolkien-Trilogie fertigte: „Immer wieder kommen Leute rein und wollen sich mit dem Ring fotografieren lassen“, erklärt Thorkild Hansen. Die wenigsten würden jedoch kaufen, reich sei die Familie durch den Filmerfolg nicht geworden.
Vom sanften Nordwesten der Südinsel wechseln wir zur wilden West Coast: Noch berauscht von der naturbelassenen Anmut des Abel Tasman National Parks lassen wir uns schon bald vom rauen Charme der schmalen Küstenebene becircen, wo die starke Brandung der Tasmanischen See unentwegt an Treibgut bedeckten Stränden nagt und bei Punakaiki pittoresk geformte Felsen aus der spektakulären Steilküste gefräst hat: Die Pancake Rocks muten tatsächlich an wie monströse Pfannkuchenstapel.

Dann wird es frostig. Franz Josef und Fox heißen die beiden Gletscher im alpinen Westland National Park. Wir wollen mal wieder das ewige Eis unter den Füßen spüren. Also entscheiden wir uns für einen Helikopter-Ausflug mit Gletscherwanderung. Im Tal sind die Zugänge auf die stark zerklüfteten Gletscherzungen aus Sicherheitsgründen seit Jahren gesperrt.
An der West Coast fungiert der nur 563 Meter hohe Haast Pass als einziger Durchlass zum sonnenverwöhnten Binnenland von Central Otago – und nach Queenstown. Der lebenslustige Ferienort am tiefblauen Lake Wakatipu gilt als Abenteuerspielplatz Neuseelands. Bungy Jump wurde hier erfunden. Rasante Jet Boats und pitschnasse Rafting-Trips toben sich auf schäumenden Wildwassern aus.

45 Kilometer seeaufwärts, auf einer wunderschönen Uferstraße, gelangen wir mit unserem Hobby nach Glenorchy. In Paradise, einem geheimnisvollen Waldstück, drehte Peter Jackson die Elbenheimat Lothlorien mit Cate Blanchett und Liv Tyler. Große Namen in grandiosen Film-Sets, von denen es in dem schummerigen Nadelgehölz keinerlei Spuren mehr gibt. Wie an allen anderen Locations in der Umgebung von Queenstown, zu denen halbtägige „Lord of the Rings“-Touren führen. Etwas Fantasie müssen Fantasy-Fans in Neuseeland also schon mitbringen.

Nirgendwo in Neuseeland ist das Meer weit entfernt. Wir haben wieder Lust auf Küste – und Appetit auf fangfrischen Fisch. Was liegt also näher, als die knapp 270 Kilometer bis nach Moeraki zu fahren, wo nicht nur mysteriöse, tonnenschwere Steinkugeln, die Moeraki Boulders, am Strand herum liegen, sondern im Restaurant „Fleurs Place“ delikate Meeresgerichte auf den rustikalen Tisch kommen. Nur wenige Fahrstunden trennen uns jetzt noch von Christchurch, dem Ziel unserer Reise. Doch wir wählen die längere Route durch das Landesinnere, dicht vorbei an den imposanten Hochgebirgsmassiven der Southern Alps. Denn heute und morgen stehen die Chancen nicht schlecht, zum einen den Aoraki Mount Cook – mit 3.724 Meter der höchste Berg Neuseelands – wolkenfrei zu bestaunen, zum anderen bei klarer Nacht in der Dark Sky Reserve am Lake Tekapo zu einem strahlenden, ungetrübten Sternenhimmel aufzublicken.
Außerdem lockt eine der schönsten Mittelerde- Kulissen quasi am Weg: Am Granitblock des Mount Sunday haben die Filmleute über Monate hinweg die Reiterstadt „Edoras“ aufgebaut. Am besten, man schließt sich einer Tour an. Auch wenn hier ebenfalls nichts mehr davon steht, das Alpenpanorama ist einfach atemberaubend. Und mit ein bisschen Fantasie ...
Viel Vorstellungsvermögen brauchen Besucher von Christchurch, um sich die Südinsel-Metropole vor dem verheerenden Erdbeben am 22. Februar 2011 auszumalen. Kaum etwas von der alten kolonialen Bausubstanz steht noch in der Innenstadt, wenig wurde bzw. wird saniert, wie das neugotische Arts Centre oder die alte Kathedrale. Das meiste wurde abgerissen – Platz schaffen für eine futuristische Architektur aus Stahl, Glas und Chrom. Christchurch auf dem Weg zur modernsten Stadt weltweit. Science-Fiction-Fans wird es gefallen.

Text: Bruni Gebauer & Stefan Huy; Fotos: Stefan Huy, Tourism New Zealand, Wilderness

Caravaning-Urlaub in Neuseeland

Mietfahrzeuge
Die Preise für Mietmobile schwanken je nach Reisesaison. Der VISTA 2 (Hobby VANTANA) kostet für 28 Tage inkl. Versicherung (ohne Selbstbeteiligung!) bei Wilderness im November 10.300 NZ$ (6.055 €), im Februar 11.000 NZ$ (6.466 €) und im schon kühlen April 7500 NZ$ (4.409 €). Informationen: www.wilderness.co.nz. Buchen Sie bei einem Veranstalter in Deutschland, birgt das wegen der Veranstalterhaftung weniger Risiken (z.B. www.camperboerse.de und www.explorer.de). Ältere Modelle sind preiswerter, teilweise aber auch sehr abgenutzt. Automatik-Modelle sind im ungewohnten Linksverkehr bequemer zu fahren. Abgesehen von aktuellen europäischen Modellen: Erwarten Sie nicht zu viel Komfort in den Fahrzeugen, vor allem an den Heizungen hapert es in den kleineren Fahrzeugen (es kann auch im Hochsommer nachts sehr kühl werden!). Vergleichen kann man Angebote und Modelle auf www.rankers.co.nz. Privatfahrzeuge vermittelt oft preiswerter die Plattform www.shareacamper.de. Die Naturschönheiten Neuseelands lassen sich auch ohne 4wd-Camper erleben. Erkundigen Sie sich unbedingt beim Vermieter, welche unbefestigten Strecken man nicht befahren darf. Tipp: Wählen Sie grundsätzlich das Fahrzeug nicht zu klein, achten Sie auf die Breite der Betten! Und: Reisetaschen sind besser zu verstauen als Koffer.

Anreise
Mindestens 22 Stunden dauert der Flug nach Down Under. Ob Dubai, Hongkong, Tokio, Singapur, Sydney, Vancouver, Los Angeles, Buenos Aires – auf dem Weg nach Neuseeland kann man fast
überall vorbeikommen. 28 Tage sollten für Nord- und Südinsel jedoch mindestens übrigbleiben. Am schnellsten geht es mit einem Stopp über Singapur mit dem angenehmsten Flughafen der Welt, z.B. Singapore Airlines, www.singaporeair.com/de oder Air New Zealand, www.airnewzealand. de: Abflug 12.30 Uhr mittags in Frankfurt, Ankunft Singapur gegen 6.30 Uhr am nächsten Tag (ca. 12 Stunden Flug), dann 1 Std. 25 Min. Aufenthalt und weitere 9 Std. 40 Min. nach Auckland oder Christchurch (Ankunft 22.30 Uhr, einen Kalendertag nach Abflug in Frankfurt). Wer nicht durchfliegen und doch schnell ankommen will: Ebenfalls morgens in Singapur ankommen, ein Zimmer im Transithotel (!) im Terminal 1 beziehen (www.myaerotel.com, ca. 100 Euro/Doppelzimmer für zehn Std., inkl. Schwimmbad mit Blick aufs Rollfeld, das Gepäck wird durchgecheckt) und dann ausgeruht am Abend gegen 20 Uhr weiter nach Neuseeland fliegen (Ankunft am nächsten Vormittag). Achten Sie bei der Wahl der Airline auf 30 Kilo Freigepäck (Economy). Tickets kosten ab 1200 Euro.
Einreisebestimmungen und Straßenverkehr
Bis zu drei Monaten benötigt man kein Visum, nur einen Reisepass. Aber Touristen brauchen ab Oktober 2019 eine NZeTA (Electronic Travel Authority), die entweder per App (9 NZ$/ca. 5,30 €) oder Internet (12 NZ$/ca. 7 €) vor dem Abflug beantragt werden muss – zusammen mit der neuen International Visitor Conservation and Tourism Levy (IVL) für 35 NZ$/ca. 20 €. Infos: www.immigration.govt.nz/nzeta. Ohne internationalen Führerschein und Kreditkarte gibt es keinen Mietwagen. Achtung: Linksverkehr – und fast immer Tempolimit 100 km/h.

Übernachten
Sehr preiswert (ca. 6-10 NZ$/Person/ca. 3,50-6 €) und naturnah steht man auf den Campsites des Department of Conservation (DOC, www.doc.govt.nz/campsitepass), meist aber nur mit wenigen und einfachen Toiletten und Kaltwasser. Mit ca. 50 NZ$ (ca. 30 €) pro Stellplatz/ zwei Personen ist es auf den etablierten, zweckmäßigen und teils engen Campingplätzen deutlich teurer. Sogenanntes „Freedom Camping“ (Übernachten außerhalb von Campingplätzen) wird aus hygienischen Gründen immer mehr eingeschränkt und ist ungern gesehen – vor allem, wenn die Fahrzeuge nicht zertifiziert („self contained“) sind, also kein WC bzw. keinen Abwassertank an Bord haben. Beste Orientierungen bieten auch hier www.rankers.co.nz und www.campermate.co.nz (App). Weitere Infos unter www.nzmca.co.nz,www.weltwunderer.de und www.freedomcamping.org.
Buch-Tipps
Ian Brodie beschreibt in seinem „The Lord of the Rings Locations Guidebook” alle Hintergründe zu den Drehorten. Infos unter www.lordoftheringslocations.com sowie www.herr-der-ringe-film.de, in deutscher Übersetzung erschienen bei Klett-Cotta (über die Buchhandlung). Originelle Lord of the Rings-Souvenirs erhält man bei den Weta Studios in Wellington www.wetanz.com sowie bei Retrospace www.retrospace.co.nz in Auckland.
Unverzichtbarer Ratgeber von Jenny Menzel: „Als Dach der Sternenhimmel“ – Camping in Neuseeland, 360Grad Medien
16,95 Euro
www.360grad-medienshop.de
Michaels smarte Motorhomes
Ein Deutscher hat die Wohnmobil-Branche in Neuseeland ziemlich aufgemischt: Michael Becker ist mit seinem Unternehmen SmartRV erfolgreicher Importeur europäischer Modelle, die verkauft werden oder als „Wilderness Motorhomes“ in die Vermietung gehen. Jetzt ist auch der Hobby VANTANA, alias VISTA 2, dabei.

Das kleinkarierte Oberteil ist so etwas wie die Dienstkleidung bei SmartRV und Wilderness. Auch Michael Becker trägt das Hemd im Büro oder auf Messen. Dabei ist der Mann alles andere als kleinkariert, vielmehr ein Visionär, der im Großen denkt und keine halben Sachen macht. 1991 kommt er das erste Mal nach Neuseeland, allein und ohne Familie, um einen Freund zu besuchen: „Ich sitze“, so erinnert er sich gerne, „an einem lauen Hochsommertag am Strand der Long Bay bei Auckland, blicke entspannt aufs Meer und erkenne plötzlich, wo ich künftig leben will“. Er ruft seine Frau an und sagt in euphorischer Entdeckerlaune: „Hier ist unser Land, ich habe es gefunden!“. Kurz entschlossen stellt der studierte Fahrzeugbauer einen Einreiseantrag, Neuseeland sucht stets qualifizierte Immigranten. Privat ist Becker begeisterter Motorradfahrer, hat auch schon einen VW T 2 ausgebaut. Er heuert bei einer Wohnmobil- Vermietung in Auckland an und lernt einen Freund kennen, der eigentlich Häuser errichten will. Michael Becker überzeugt ihn, mit ihm gemeinsam ein Wohnmobil nach europäischem Standard zu konstruieren. „Die Qualität damals in Neuseeland war ziemlich schlicht und in den 1970ern stecken geblieben“, schmunzelt

er. Ja, da ist es wieder, dieses verschmitzte und doch offene Lächeln, das Michael Becker bei geschäftlichen Verhandlungen oder Verkaufsgesprächen strategisch gekonnt einsetzt. Ihre erste Firma benennen die beiden Newcomer 1994 nach dem grünen, in Neuseeland heimischen Bergpapagei. „KEA“ verfügt bereits zwei Jahre später über eine Vermietflotte von 20 Fahrzeugen – mit einem bis dato in Neuseeland einmaligen Konzept: Ein Ford-Transit-Kastenwagen mit zwei Betten und Dusche/WC-Abteil. „Nur fehlte uns die Ahnung vom Tourismus“, gibt Becker zu – und vertraut seinem Optimismus. Die Erfolgswelle ist nicht mehr aufzuhalten, kommt wenig später mit einem anspruchsvollen Alkoven-Aufbau auf Ford Transit richtig in Fahrt. Die Qualität des Sechs-Bett-Campers gleicht einer Sensation auf dem neuseeländischen Markt. Endlich breite Betten, zum Beispiel. 1,60 m, statt mickrigen 1,20 m. Dann folgen Exporte nach Südafrika und Australien, zweimal hintereinander wird „KEA“ mit dem „Supreme Award“ als bestes Tourismusunternehmen ausgezeichnet. Das hat bis dahin keiner geschafft.
Nach zwölf Jahren schließlich die große Krise, beruflich und privat: Die beiden

Geschäftspartner werden sich uneins über die weitere Ausrichtung ihres Unternehmens. Sie trennen sich, bleiben aber Freunde, wie Becker betont. Nur seine Ehe ist nicht mehr zu retten, die Familie bricht auseinander. „KEA“ wird an einen börsennotierten Branchenprimus verkauft, der den Standard nicht halten will und den Namen vom Markt nimmt. Für Michael Becker folgt eine zweijährige Schaffenspause, die ihn kurz nach Deutschland zurückkehren lässt. Aber er hat noch einen Plan in der Hinterhand, erkennt erneut eine Marktlücke, kauft sich bei der kleinen Vermietfirma Wilderness ein, wird Chef – und bringt jetzt deutsche Reisemobile nach Neuseeland: gut isoliert, vernünftige Heizungen, bequeme Betten, großer Duschraum. Seit „KEA“ weg ist,
lechzen Veranstalter und Kunden nach mehr Komfort. Kaum jemand in Neuseeland importiert 2010 adäquate Modelle. Teilintegrierten machen den Anfang. Und jetzt ist der Markt auch bereit für moderne Kastenwagen. Michael Becker, Hamburger und leidenschaftlicher St. Pauli-Fan, entscheidet sich für den erfolgreichen Hobby VANTANA und hat mit dem hochwertigen Fahrzeug aus Fockbek schon wieder ein Alleinstellungsmerkmal. Was ihm erkennbar gut gefällt!