
Griff nach den Sternen
Portugal
Entdeckungsreise am Ende Europas: Mit Wohnmobil oder Caravan geht's von den feinsandigen Atlantikstränden über das alte Porto und durch das liebliche Douro Tal in die felsenreiche Serra da Estrela, dem Sternengebirge – einem kürzlich ernannten UNESCO Weltgeopark.
Nova, also neu, ist Costa Nova, ein schmuckes Dorf an der Küste Zentralportugals, ganz und gar nicht. Denn man weiß, dass an seiner Stelle bereits im achten Jahrhundert ein paar Fischer eine Siedlung gründeten. Anfangs bauten sie schlichte Strohkaten. Doch da diese nach kurzer Zeit im Sand versanken, ersetzte man sie durch Pfahlbauten. Um die „Palheiros“ auch bei schlechter Sicht vom Wasser aus sehen zu können, strichen die Fischer die Pfosten bunt an.
Die Wandlung zum Seebad vollzog sich im 19. Jahrhundert, als seinerzeit die Ärzte den hohen Jodgehalt in der Luft als heilend erkannten und dadurch das Baden im Meer salonfähig wurde. Mehr und mehr Unterkünfte entstanden, indem man die Hütten zu Häusern in farbenfroher Streifenoptik ausbaute. Aus jenen Tagen stammt der Name Costa Nova: Er steht für den Aufbruch und die Andersartigkeit des Ortes gegenüber seinen Nachbarn an der Costa Velha, der nördlich verlaufenden „alten Küste“. Puderzuckerweißer Sand und Dünengras begleiten das Ufer; man erreicht den Strand direkt auf einem Steg über die Dünen vom örtlichen Campingplatz aus.
Kanäle durchziehen die nahe gelegene Lagunenstadt Aveiro. Auf ihnen verkehren – wiederum prächtig bemalte – gondelartige Ausflugsboote. Im Zentrum fallen einem sofort einige besonders schöne Jugendstilhäuser ins Auge, dazu wappenverzierte Bogenbrücken und blau-weiß gekachelte Kirchen. Ein Besuch in einem der vielen guten Restaurants der Stadt, etwa am Fischmarkt, rundet das Sightseeing- Erlebnis ab. Eine lokale Spezialität, die man in jedem Café und jeder Pastelaria erhält, ist Ovos Moles, knuspriges, mit Eigelb und Zucker gefülltes Oblatengebäck. Die Basis des früheren Wohlstands bildeten die Salzgewinnung, die Tangernte sowie die Porzellan- und Keramikherstellung.

Die Hafenstadt Porto indes blühte das erste Mal unter den Römern auf. Sie errichteten zur Kontrolle ihrer Handelstraße am Douro-Ufer ein Fort. Nachfolgend diente Porto unter anderem als Station für Kreuzfahrer auf ihrem Weg ins Heilige Land und als wichtiger Umschlagplatz für Gewürze aus den Überseekolonien. Für einen weiteren Aufschwung sorgte ab 1678 das Geschäft mit dem Portwein: Damals erließ Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. hohe Strafzölle auf Waren aus England, worauf das Londoner Königshaus einen Einfuhrstopp für französischen Wein verhängte. Eine neue Bezugsquelle fanden die Briten bei den Winzern im nordportugiesischen Lamego. Doch der gute Tropfen vom Douro erwies sich nach dem Transport auf See als nahezu ungenießbar, weshalb man dem Süßwein hochprozentigen Branntwein beimischte, um die Gärung zu stoppen. Somit war der Portwein erfunden, der fortan seinen Siegeszug um die Welt antrat.
Ein Rundgang durch Porto beginnt oft nicht in der Stadt selbst, sondern auf der anderen Seite an der Flusspromenade in Vila Nova de Gaia, einer selbstverwalteten Stadt – hervorgegangen aus einem im 12. Jahrhundert angelegten Konkurrenzhafen. Immer wieder schweift der Blick über die vertäuten Portweinkähne hinweg auf Portos Altstadthügel mit seinen steilen Gassen, verblassten Pastellfassaden, eindrucksvollen Palästen und Kirchen. Nach zehn Minuten Fußweg über die Ponte de Dom Luís I – die mit 172 Metern Spannweite ehemals längste Metallbogenbrücke der Welt – gelangt man zum Ribeira-Kai, wo sich Cafés, Restaurants, Boutiquen und Andenkenläden dicht aneinanderreihen.

Entworfen und gebaut wurde der Viadukt 1886 vom belgischen Bauingenieur Théophile Seyrig, einem Geschäftspartner von Gustave Eiffel. Die mächtige Kathedrale hatte dagegen viele Väter. Von der ursprünglichen Wehrkirche aus dem 12. Jahrhundert ist nur die Fensterrosette über dem Portal an der Westfront erhalten. Als weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten gelten unter anderem die in Beaux- Arts-Manier erbaute Bahnhofseingangshalle und die 1906 gegründete Buchhandlung Lello im neugotischen Stil mit Holzgalerie und Oberlicht aus Buntglas.
Immer mehr Wohnmobil- und Gespannfahrer entdecken daneben den landschaftlichen Liebreiz des oberen Douro-Tals. Ein Beleg dafür ist der neue, komfortabel ausgestattete Platz in Lamego. Südöstlich davon erhebt sich die bisher bei den Gästen aus dem Ausland wenig bekannte Serra da Estrela, das Sternengebirge – was sich in den nächsten Jahren bestimmt ändern wird, da die UNESCO die Bergregion im Juli 2020 zum Weltgeopark erklärt hat.


Klare Seen, seltene Tiere und Pflanzen sowie charmante Dörfer begeistern Wanderer und Naturfreunde. Höchster Gipfel ist der 1993 Meter hohe Torre. Steineichenwälder prägen die untere Region, ab 900 Meter Höhe wachsen Pyrenäen-Eichen und Eiben. Als hätte Goliat mit Murmeln und Klötzen gespielt, liegen überall Felsen verstreut. Manche ähneln Menschenköpfen (siehe Foto Seite 61). Tief hat sich der Fluss Zêzere ins Gestein gegraben. Er mündet später in den Tejo. Ein schönes Wanderziel ist auch der Wasserfall Poço do Inferno (Höllenbrunnen).
Und woher stammt der Name Sternengebirge? Ganz einfach: Ein Schäfer wollte seinen engen Horizont erweitern, verließ seine Heimat und folgte einem hellen Stern. Eines Nachts starb er, worauf der Stern umso heller über den Bergen leuchtete. Seitdem tragen sie den Namen Serra da Estrela.
Text und Fotos: Thomas Cernak

Camping- und Stellplätze in Zentral- und Nordportugal
Gut bis zufriedenstellend präsentiert sich die Campingsituation in der Mitte und im Norden des Landes. Dank gestiegener Nachfrage sind in den letzten Jahren neue Plätze hinzugekommen. Die Qualität der Sanitäranlagen erreicht aber meist nicht das Niveau der großen europäischen Feriengebiete. Die Fernstraßen sind im Gegensatz zu vielen Nebenstraßen in gutem Zustand. Sie und die Autobahnen sind gebührenpflichtig. Die Bezahlung ist kompliziert; daher empfiehlt sich ein Maut-Badge, zum Beispiel von Bip & Go (www.bipandgo.com).
1. Camping Costa Nova
Gepflegte Anlage auf einer Landzunge direkt am 100 m langen und 50 m breiten Sandstrand. Zum malerischen Ortskern sind es etwa 20 Minuten zu Fuß. April bis Oktober.
2. Orbitur-Camping Canidelo
Leicht schräges Wiesengelände in Vila Nova de Gaia mit einzelnen Bäumen oberhalb von Strand und Küstenstraße, umgeben von Wohnhäusern. Freibad (Juni–September). Bushaltestelle und Supermarkt in der Nähe, nach Porto 6 km. Ganzjährig.

3. Camping Lamego
Platz mit sehr guten Einrichtungen um ein restauriertes Landhaus an der N 2 oberhalb der Stadt Lamego und der Wallfahrtskirche. Nur für maximal mittelgroße Mobile und kleine Gespanne geeignet. Steile Zufahrt auf Kopfsteinpflaster. Ganzjährig.
4. Camping Penedones
Gut ausgestatteter Campingplatz auf zwei Geländestufen in Penedones am Nordufer des Alto de Rabagão mit weitem Blick über den Stausee. Idealer Ausgangspunkt für Touren im Nationalpark Peneda-Gerês. Ganzjährig.

5. Camping Vila Flor
Weit verzweigtes, mehrstufiges Terrain unter Eukalyptus-Bäumen in Vila Flor an einem Stausee. Einfache Ausstattung, viele Dauercamper. Zum öffentlichen Freibad sind es wenige Schritte über die Straße (freier Eintritt für Campinggäste). Ganzjährig.

6. Camping Quinta das Cegonhas
Schöner Terrassenplatz auf früherem Landgut in Melo am Westhang der Serra. Zur Austattung gehören unter anderem ein Restaurant, Freibad und ein neues Sanitärhaus mit Aufenthaltsraum. Monatlich findet eine geführte Tour zum Markt in Folgosinho statt. Ganzjährig.

7. Stellplatz Benquerença Praia Fluvial O Moinho
Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsstation beim Ort Benquerença hinter dem Parkplatz des Freizeitgeländes am aufgestauten Meimoa-Fluss. Es umfasst Restaurant/Bar, Grillplätze, Liegewiese unter Bäumen und Sanitärgebäude mit Kaltwasserduschen. Im Sommer gut besucht, sonst ruhig. Auf der N 233 in Meimoa abzweigen, dann noch 4 km auf Seitenstraße.
8. Camping Idanha-a-Nova
Einfacher, ruhig gelegener Campingplatz im Naturpark Tejo Internacional in der Nähe des Idanha-Stausees. Mit Restaurant, Freibad, Tennis- und Fußballfeld. Zu erreichen über die N 354, Km 8.
Infos
www.visitportugal.com
www.centerofportugal.com
www.portugal-mein-urlaub.de
www.auswaertiges-amt.de
Literaturtipp
Das neue Tourenbuch „Portugal mit dem Wohnmobil“ von Hobbyheute- Autor Thomas Cernak zeigt die sechs schönsten Routen zwischen Porto, Zentralportugal und der Südwestspitze Europas. Es enthält einen großen Kartenteil, zahlreiche Reisetipps mit Hinweisen zu Campingund Stellplätzen, GPS-Koordinaten und Streckenleisten. Das Buch erscheint im Februar 2021, Bruckmann Verlag, ISBN 978-3-7343-1691-3, 22,99 Euro.