
Nur keine Eile
Schwarzwald
Zeit braucht man. Einfach mal kurz in den Schwarzwald funktioniert nicht. Weder in normalen noch in besonderen Zeiten. Ich absolvierte fünf Touren für die Fotos dieses Berichts, denn diese Reisereportage entstand Anfang Mai auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie.

Der Schwarzwald erstreckt sich über fast 200 Kilometer von Nord nach Süd entlang der badisch-württembergischen Grenzlinie. Durchzogen von unzähligen engen Tälern und wenigen schnellen Verbindungen, zu denen das Kinzigtal gehört. Von einem Tal ins andere zu gelangen, dauert meistens recht lange.
Genau diese Abgeschiedenheit ist zugleich ein Vorteil des Schwarzwalds, denn man kann leicht einsame Flecken finden, abseits der Massen kurze Ausflüge oder lange Wanderungen unternehmen und die Natur ungestört genießen. Dennoch: Wer unbedingt möchte, kann die überlaufenen Hotspots wie etwa die Schwarzwaldhochstraße mit dem Magneten Mummelsee oder die Triberger Wasserfälle nebst den örtlichen Kuckucksuhrenläden besuchen und sich Ort und Zeit mit anderen aus aller Welt angereisten Touristen teilen.
Im nördlichen Schwarzwald liegen die Kurorte Bad Wildbad und Bad Liebenzell sowie das mondäne Baden-Baden und Freudenstadt. Die genannten Kurorte bemühen sich, aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen. Auch als Naherholungsgebiet spielen sie eine Rolle. Speziell Bad Wildbad versucht mit dem Baumwipfelpfad und anderen Attraktionen jüngeres familiäres Publikum anzulocken. Das mondäne Baden-Baden bleibt nicht nur dem internationalen Jet-Set vorbehalten, auch Highlights wie die Caracalla Therme sind für jeden offen, ebenso kulturelle Institutionen wie das Festspielhaus und diverse Museen. Selbst die Berliner Philharmoniker gastieren regelmäßig in Baden-Baden, und das Museum Frieder Burda glänzt mit einzigartigen Kunstausstellungen.
Der nördliche Schwarzwald gilt außerdem als kulinarisches Mekka innerhalb Deutschlands. So teilen sich im kleinen Baiersbronn sage und schreibe vier Spitzenköche acht der begehrten Michelin Sterne: Im Hotel Bareiss, im Restaurant Schlossberg sowie in der Traube Tonbach mit der Köhlerstube und der bekannten Schwarzwaldstube können Gourmets auf allerhöchstem Niveau dinieren. Reservierungen sollten lange im Voraus getätigt werden. Leider sind die beiden zuletzt genannten Restaurants im Januar 2020 abgebrannt. Es wird aber für den Sommer an einer Interimslösung gearbeitet.

Zum mittleren Schwarzwald gehören die Weinregion Ortenau mit dem Kinzigtal und das Fachwerkparadies Schiltach. Das Frühjahr lässt im Schwarzwald manchmal auf sich warten, die engen Täler sind noch weit ins Jahr hinein schattig. Der Sommer ist zwar die beliebteste Jahreszeit, denn man kann in den Seen baden und die Tage sind lang. Am schönsten zeigt sich der Schwarzwald aber im Herbst. Aus dem dunklem Schwarz der Tannen wird dann helles Bunt der Laubbäume. Am farbenprächtigsten wird es auf der sonnigen Rheintalseite, wo sich die Weinlagen bei Sasbach-Walden und Kappelrodek vom Tal den Hang hochziehen und ein herrliches rotes und gelbes Panorama eröffnen.
Der Badische Wein ist bekannt für seine Weiß-, Grauburgunder und Gutedel. Badische Winzerkeller wie die Hex von Dasenstein gehören zu den besten in Deutschland. Der Herbst ist auch die Zeit für die Weinfeste. Weinköniginnen werden gekürt, Weinwanderungen – wie in Oberkirch – werden veranstaltet. Allesamt erbauliche Events, die der lebenslustigen badischen Seele entsprechen.
Weiter östlich zeigen sich die Städtchen Schiltach und Wolfach im Kinzigtal als filmreife Kulissen. Und in diesem Drehbuch geht es im Süden – bei Gutach – gleich weiter. Dort steht das sehenswerte Freiluftmuseum Vogtsbauernhof, das typische Schwarzwaldgehöfte zeigt. Ausschließlich aus dieser Gegend stammen übrigens die berühmten Bollenhüte. Sie sind gewissermaßen eine Exklusivität der drei Nachbargemeinden Gutach, Kirnbach und Reichenbach – auch wenn sie oft fälschlicherweise als typisch für den ganzen Schwarzwald wahrgenommen werden. Die roten Bollenhüte werden von ledigen, die schwarzen von verheirateten Frauen getragen.

Zum südlichen Schwarzwald zählt der Hochschwarzwald mit dem Feldberg. Die größte Stadt der Region ist Freiburg im Breisgau. In diesem Gebiet stehen auch die größten Schwarzwaldhöfe. Und der höchste Gipfel des Mittelgebirges, der Feldberg, ragt mit 1.493 Meter in den Himmel. Im Winter ist er ein Skiparadies, im Sommer eher eine karge, von Parkplätzen gesäumte Kuppe. Nur wenige Meter niedriger ist der Nachbargipfel Belchen. Von ihm aus kann man bei entsprechender Wetterlage den Alpenhauptkamm sehen mit dem Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau im Berner Oberland. Bequem kann man den Belchengipfel mit einer modernen Gondelbahn erreichen, um im rustikalen Gipfelrestaurant eine Stärkung einzunehmen. Am schönsten ist es allerdings dort oben nach der letzten Bergfahrt, wenn man fast allein ist.Mich beeindrucken vor allem unbekanntere Orte wie der tief herabstürzende Zweribachfall und der in Kaskaden abwärts gurgelnde Hirschbachfall bei St. Peter. Beide Wasserfälle sind nach einer entspannten Wanderung erreichbar. Wer dann noch Kraft in den Beinen hat, kann weiter nach Wildgutach tiefer unten im Tal absteigen. Der Ort ist ein echtes Kleinod.
Zu den südlichen Ausläufern des Schwarzwalds gehört die wilde, 30 Kilometer lange Gutachschlucht mit ihren angrenzenden Schluchten. Wanderer können einzelne Abschnitte begehen, verschiedene Einstiege werden auch mit einem Wanderbus bedient.

Achten sollte man bei allen Wanderungen unbedingt auf festes Schuhwerk, denn es ist oft rutschig und abschüssig. Wenn es im Sommer heiß ist, hilft ein Sprung in den kühlenden Schluchsee. Danach gönnt man sich gern ein Tannenzäpfle Bier der Staatsbrauerei Rothaus, die etwas südlich liegt und schon mehrfach ausgezeichnet wurde.
Bei schlechtem Wetter bietet sich ein Abstecher nach Freiburg an. Dort kann man nach Herzenslust shoppen und das kulturelle Angebot der Universitätsstadt wahrnehmen. Es gibt Museen, Galerien, Cafés, Restaurants und inmitten der attraktiven Altstadt das romanisch-gotische Freiburger Münster.
Wenn Sie jetzt alle meine Tipps befolgen würden, wären Sie mit ziemlicher Sicherheit schon mindestens zwei Wochen unterwegs. Und zwar ohne Extratouren. Mein Rat deshalb: Machen Sie sich Ihren ganz persönlichen Reiseplan, suchen Sie sich drei oder vier Campingplätze als Ausgangspunkte aus und starten Sie Ihre Touren von diesen Plätzen. Dann haben Sie genug Zeit für alle bekannten und versteckten Schätze des Schwarzwalds.
Text und Fotos: Ingolf Pompe

Camping- und Stellplätze im Schwarzwald
Ob Stellplatz oder Campingplatz – im Schwarzwald finden Caravaning-Touristen immer ein gutes Quartier für ihr mobiles Zuhause und gleichzeitig einen geeigneten Ausgangspunkt, um die vielen Highlights des abwechslungsreichen Mittelgebirges zu erkunden.

1. Trendcamping Wolfach
Der Campingplatz liegt an einem Südhang oberhalb des Flusses Kinzig. Er ist ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen und andere Outdoor-Aktivitäten:

2. Reisemobilhafen Bad Dürrheim
Der komfortable, perfekt ausgestattete und sehr großzügig angelegte Stellplatz in unmittelbarer Nähe der Solemar-Therme verfügt über fünf attraktive Parkareale:
3. Wohnmobilstellplatz Schluchsee
Die Gemeinde Schluchsee besitzt seit kurzem einen ganzjährig geöffnetet Reisemobil-Stellplatz mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit sowie Stromanschlüssen:
4. Wohnmobilstellplatz Feldberg
Auf dem Areal am Fuße des Feldbergs befinden sich 16 Stellplätze. Ver- und Entsorgung ist vorhanden, ebenso Stromanschlüsse:
5. Camping Kleinenzhof
Der ganzjährig geöffnete Campingplatz im Nordschwarzwald zeichnet sich durch seine gute Ausstattung und seine familiäre Atmosphäre aus:
6. Camping Münstertal
Der gut ausgestattete Campingplatz im Südschwarzwald beeindruckt nicht nur durch seine schöne Lage, sondern auch durch komfortable Parzellen, die alle mit Frischwasser-, Abwasser-, Stromanschluss sowie TV-Anschluss und Internetzugang über WLAN aufwarten können:
7. Camping Alisehof
Der südlich von Freudenstadt in der Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach gelegene Campingplatz ist ein guter Ausgangspunkt zum Wandern und um die zahlreichen Attraktionen der Umgebung zu erkunden:
Camping und Corona
Zum Abschluss meiner Reportage über den Schwarzwald war ich Anfang Mai 2020 einige Tage mit dem Hobby OPTIMA unterwegs, während die Corona-Einschränkungen galten. Das hieß: geschlossene Camping- und Stellplätze, eine Ver- und Entsorgung des Wohnmobils war nicht möglich. Die rotweißen Sperrbänder fanden sich auch vor Restaurants, Cafés und sämtlichen Museen. Und die Parkplätze und Parkhäuser auf dem Feldberg waren komplett abgesperrt, man konnte nicht einmal stoppen, um die Aussicht zu genießen.
Da ich aus beruflichen Gründen unterwegs war, konnte ich mich aber ansonsten frei bewegen und auch auf leeren, nicht gesperrten Parkplätzen übernachten. Ich hatte sogar manchen pittoresken Standplatz für mich ganz allein. Tatsächlich war es eine, hoffentlich einmalige Chance, die sonst stark besuchten Highlights des Schwarzwalds in Ruhe zu genießen. Abstand zu halten, war auf dieser Tour überhaupt kein Problem.
Die knifflige Frage der Chemietoiletten-Entsorgung löste ich übrigens, indem ich zwischendurch nach Hause – also nach Stuttgart – zurückkehrte. Ein langer Weg für eine kleine Sache.
