Sonne, Strand und Palmen

Devon

United Kingdom

Englands Süden verströmt mancherorts fast schon karibisches Flair. Denn der Golfstrom sorgt für mildes Klima und lässt an den Küsten Palmen wachsen und bunte Blumen sprießen.

Zum Frühstück fettgetränkten Toast und Würstchen? Mittags Fish and Chips mit großen Pommes? Zwischendurch einen sahnigen englischen Cream Tea mit Gebäck? Und abends im Pub ein lauwarmes Bier ohne Schaum? Dazu braucht es englischen Humor und im Anschluss eine Diät. Ende der achtziger Jahre als hagerer Student in Exeter, der Hauptstadt der Grafschaft Devon, konnte ich diese typisch englische Ernährungsweise noch gut verkraften. Ich studierte Fotografie am College of Art and Design und war der einzige im Semester vom so genannten Kontinent. Gut für mein Englisch, gut für neue Freundschaften. Was mich damals weniger interessiert hat, war die englische Landschaft und Kultur.

Impressionen

Ende der achtziger Jahre als hagerer Student in Exeter, der Hauptstadt der Grafschaft Devon, konnte ich diese typisch englische Ernährungsweise noch gut verkraften. Ich studierte Fotografie am College of Art and Design und war der einzige im Semester vom so genannten Kontinent. Gut für mein Englisch, gut für neue Freundschaften. Was mich damals weniger interessiert hat, war die englische Landschaft und Kultur.

Ein Fehler, wie ich später auf vielen Reisen nach England festgestellt habe. Im vorigen Frühjahr kam ich zurück nach Devon, um mir die Orte und Kulturgüter des englischen Südwestens anzuschauen, für die mir während meiner Studentenzeit die Muse fehlte. Etwa die Estuaries, die entlegenen, dem ständigen Wechsel der Gezeiten ausgelieferten Meeresarme. Oder die kleinen Fischerorte und einsamen Hochmoore. Und: Vielleicht hat sich zwischenzeitlich etwas Neues am kulinarischen Horizont gezeigt?

Zunächst sind aber Fahrkönnen und Gelassenheit gefragt. Viele kleine Orte sind nur über so genannte Single Lanes, einspurige Sträßchen, eingezäunt von meterhohen Hecken zu erreichen. Für Fahrer eines übergroßen Wohnmobils trotz der regelmäßigen Ausweichstellen eine grüne Hölle. Mit kleineren Fahrzeugen, wie Hobbys Kastenwagen VANTANA, lassen sich diese Wege natürlich wesentlich entspannter bewältigen. Ich habe aber auch Gespanne gesehen. Die Einheimischen sind sehr geduldig, weichen praktisch immer zurück und geben den Weg frei. Ein kurzer Gruß an den Fahrer und gut ist.

Ganz links: Auf urige Steinbrücken trifft man im Ort Widecombein-the-Moor im sagenhaften Dartmoor. Mitte: Der malerische Fischerort Clovelly. Rechts: Die Damen des Torquay Bowling Clubs lassen die Kugeln auf dem grünen englischen Rasen rollen.

Von Meer zu Meer durchs Moor

Von Devons Südküste über das sagenumwobene Dartmoor zur Nordküste der Grafschaft und wieder zurück führt unsere Rundreise durch diesen faszinierenden Teil Südenglands.

Devon bedeutet für mich Palmen und nahezu karibisches Flair, besonders an der Südküste entlang der Meeresarme in den South Hams. Wie in Salcombe. Wegen seiner außergewöhnlichen und teuren Lage hauptsächlich von Londoner Millionären bewohnt und von Yachties bevorzugt wirkt der Ort wie aus einer anderen Welt. Segelyachten, weite Sandstrände und üppige Vegetation prägen das Bild. Eine Klippenwanderung mit dem Besuch der Overbeck’s Gardens ist in Salcombe ein Muss. Der Weg dorthin ist gut ausgebaut.

Einen Meeresarm westlicher liegt der Küste vorgelagert Bigbury Island. Auf dem Felsen befinden sich ein uralter Pub und das Bigbury Island Hotel, in dem Agatha Christie, eine Ikone in Devon, einige Ihrer Krimis geschrieben hat. Die Attraktion von dem über eine Sandbank zugänglichen Eiland ist der SeaTractor, der bei Flut die Gäste über die geflutete Sandbank fährt.

Weiter Richtung Plymouth liegt an einem verschlungenen Meeresarm das Dorf Noss Mayo, ein Fischerort mit Tidenhafen, zwei Pubs und einem wunderbaren Stück des South West Coast Path. Bei Ebbe liegt der Hafen fast frei und man kann über einen Betonweg trockenen Fußes von einem Pub zum anderen gehen. Das Ship Inn mit seiner hervorragenden Speisekarte kann ich wärmstens empfehlen. Probieren sollte man die Jakobsmuscheln. Dass Essen hat sich eindeutig gemausert. Soviel kann ich sagen.

Dazu passt ein guter Weißwein. Heutzutage auch gern ein englischer. Dem milden Klima geschuldet gibt es zwölf Weingüter in Süd-Devon, etwa das Weingut Sharpham House, wunderschön am westlichen Ufer des River Dart gelegen. Die trocknen Weißweine mit einem Hauch von Frucht können durchaus mit kontinentalen Weinen konkurrieren. Nach guter alter englischer Tradition gibt es dazu hauseigenen Käse mit etwas Chutney.

Ein Stückchen flussaufwärts kann man den River Dart mit der winzigen Diddisham Footpassenger Ferry überqueren und sich das der Öffentlichkeit vor kurzem zugänglich gemachte Greenway House anschauen – den Landsitz von Agatha Christie, die im nahen Torquay geboren wurde. Die Orte lassen sich hervorragend auf einer Wanderung am River Dart entlang ab Totnes über Dartmouth bis zum Froward Point verbinden. Auf der Meeresklippe empfängt die Besatzung einer winzigen, einsam gelegenen Coastguard-Station Besucher zu einem zwanglosen Gespräch. Zurück geht es ab Dartmouth mit Schiff oder Dampfzug.

Der malerische Fischerort Clovelly.

Im Dartmoor liegt die Quelle des River Dart. Das legendäre Hochmoor lässt sich leicht auf einer guten Straße von Nordost nach Südwest (oder umgekehrt) durchqueren. Mit Rast am einsamen Warren House Inn auf halber Strecke. Mein Tipp für eine kürzere Wanderung ins Moor ist der einmalige Wistman’s Wood. Der zauberhafte Wald mit seinen niedrigen vom Wind gekrümmten Eichen und den moosbewachsenen Steinen ist ein wahrer Feenwald – mitten im Moor gelegen und von Two Bridges aus in einer knappen Stunde zu Fuß erreichbar. Wenn es regnet – was manchmal vorkommt –, würde ich im zwei Kilometer entfernten Prince Hall Hotel an der Straße nach Ashburton einen Devon Cream Tea genießen.

Lustig ist es, lokale Events und Gelegenheiten am Rande spontan mitzunehmen. Kurzweilig ist zum Beispiel das Quietsche-Enten-Rennen an der Fingle Bridge auf dem River Teign am nördlichen Rand des Dartmoors. Eine von hunderten Gummienten kann man mit zwei Pfund unterstützen und auf diese Weise dem National Park etwas Geld zukommen lassen. Als Gewinner aus dem Rennen hervorzugehen ist eher unwahrscheinlich, aber dabei sein ist alles.

Die Nordküste von Devon hat einen eher rauen Charakter. Zum Bristol Kanal hin wird die Küste steil und schroff, unterbrochen von einigen großen Sandstränden wie Whoolacombe Beach. Die hohen Klippen eignen sich hervorragend zum Küstenwandern. Die Aussichten sind spektakulär, pittoreske Fischerdörfer wie Clovelly bieten sich zum Rasten an, die Strände sind wahre Surf-Paradiese.

Einen besonderen Ausflug kann man mit der HMS Oldenburg machen, einer ehemaligen deutschen Nordsee-Fähre, die jetzt zwischen Bideford und der Insel Lundy ihren Dienst verrichtet. Die autofreie Vogelinsel im Bristol Kanal ist ein attraktives Ausflugsziel. Nach einer kurzen Wanderung lassen sich von den Klippen die unterschiedlichsten Vögel beobachten. Danach trinkt man noch schnell ein Bier im inseleigenen Pub, bevor man zurück aufs Schiff geht.

Exeter und East Devon: Wie bei meinem Aufenthalt vor 30 Jahren präsentiert sich die Kathedrale als gotisches Highlight. Dank ihrer großen Fenster wirkt sie noch beeindruckender als andere gotische Bauwerke. Gegenüber der Kathedrale trifft man übrigens auf die Red Coat Guides, die Touristen stündlich durch die Stadt führen und ihnen die historischen Highlights von Exeter näherbringen. Die Erklärungen erfolgen allerdings nur in englischer Sprache. Dafür sind diese Touren vollkommen kostenlos. Eine empfehlenswerte Radtour führt ab Exeter Quayside entlang des Kanals, der neben dem River Exe gebaut wurde, zu einem wunderbaren Pub, dem Double Lock Inn und weiter bis ins Naturreservat Dawlish Warren, wo der River Exe ins Meer mündet.

In Exeter besuche ich ein mir noch aus meiner Studentenzeit bekanntes Pub: The Ship Inn. Das uralte Pub liegt in der mittelalterlichen Gasse, die zum Cathedral Close führt. In dem Lokal sollen vor vierhundert Jahren die berühmten englischen Seefahrer und Nationalhelden Sir Francis Drake und Sir Walter Raleigh eingekehrt sein.

Campingplätze in der Region

Der Camping and Caravan Club betreibt gelistete Campingplätze und betreut auch so genannte certificated Sites, etwa einzelne Stellplätze auf Farmen. Letztere sind nur mit Vollmitgliedschaft offiziell nutzbar, aber wer am Straßenrand ein Hinweisschild des Clubs sieht, kann auf der Farm vor Ort nachfragen. Mit einer temporären Mitgliedschaft wird es günstiger.

Alle Infos zum Club und den angeschlossenen Campingplätzen gibt es unter: www.campingandcaravanningclub.co.uk. Anhand einer interaktiven Landkarte kann man jeden einzelnen Campingplatz in der gewünschten Region „anklicken“ und erhält so detaillierte Informationen zum Platz.

Folgende Campingplätze haben wir auf unserer Rundreise besucht:

1. Slapton Sands Caravan und Camping Club

Middle grounds, Slapton, Kingsbridge, Devon TQ7 2QW

Tel. 0033 299 46 10 74

WWW.CAMPING-PORT-BLANC.COM

2. Parkland Caravan and Camping Site

Sorley Cross, Kingsbridge, Nr Salcombe, Devon. TQ7 4AF T

Tel.: +44 1548 85 27 23

www.parklandsite.co.uk

3. Umberleigh Camping and Caravanning Club Site

Over Wier, Umberleigh, Devon (North), EX37 9DU

Tel. 01769 56 00 09

www.campingandcaravanningclub.co.uk

4. Stoke Barton Farm Camp Site

Stoke Hartland, Devon (North), EX39 6DU

Tel.: +44 123 744 12 38,

www.westcountry-camping.co.uk

5. Teign Valley Barley Meadow Camping & Caravanning Park

Crockernwell, Exeter EX6 6NR

Tel. +44 0164 728 16 29

www.campingandcaravanningclub.co.uk

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