Ein Einblick in die kreative Welt von Mathias Liebing
Creative Director bei Hobby
09.08.2023
Dass sich das Hobby-Wohnwagenwerk in der Außendarstellung einen Namen für erstklassiges Design gemacht hat, ist unter anderem Mathias Liebing, dem Creative Director des Unternehmens, zu verdanken. Im Interview mit Laura Masuhr tauchen wir ein in Mathias' Gedankenwelt, lernen seine kreativen Prozesse kennen und erfahren, wie er es schafft, sich immer wieder neu zu erfinden.
Kannst du uns etwas über deine Position als Creative Director und deine Rolle in der Marketingabteilung erzählen?
Ich bin für die gesamte visuelle Kommunikation der Marke Hobby verantwortlich, sowohl im klassischen Bereich: Verkaufsunterlagen, Anzeigen, POS, Werbemittel, Interne Geschäftsausstattung etc. als auch im digitalen Bereich: Website, alle Online-Kanäle und natürlich auch allgemein für die Kampagnenentwicklung und die Markenbildung. Außerdem bin ich maßgeblich für die Katalogproduktion sowie die Bild- und Contentproduktion verantwortlich. Mittlerweile bedienen wir nicht nur den Katalog, der früher das Medium Nummer eins war, mit Bildern und Content, sondern auch alle digitalen Medien, darunter den Konfigurator und den Modellvergleich. Auf unseren Konfigurator sind wir besonders stolz, weil wir einen der besten in der Branche betreiben und er uns durch die Konfigurationen der Kunden auch sagt, was am Markt gut ankommt und was nicht.
Außerdem haben wir vor sieben Jahren, zum ersten Mal in der Geschichte von Hobby, einen Markenrelaunch vollzogen, wo wir uns alle im Unternehmen den Spiegel vorgehalten und uns gefragt haben, wer wir eigentlich sind. Gemeinsam mit unserer Geschäftsführung und weiteren Abteilungen haben wir mit einer Kreativagentur aus Hamburg einen Markenkern entwickelt. In diesem kreativen Prozess entstand auch unser nach wie vor toller Claim "Gebaut fürs Leben".
Das Ergebnis einer Corporate Identity und einem richtigen Markenhandbuch war und ist für uns eine richtige Erleichterung, weil wir mit fünf Personen das Marketing für den größten Caravanhersteller der Welt bedient haben und ab dann nicht jedes Jahr die Marke neu erfinden mussten. Aus dieser Zeit stammt auch mein Spitzname „der verrückte Professor“.
Jetzt sind wir auch dank Frank Maukel, unserem Abteilungsleiter, sehr gut strukturiert und auf eine Größe von neun Personen angewachsen. Dadurch konnten wir die einzelnen Bereiche so aufteilen, dass jeder sein Spezialgebiet hat und seine Expertise einbringen kann.
Welche Herausforderungen bringt der bevorstehende Saisonwechsel mit sich und wie gehst du damit um?
Nach nunmehr 20 Jahren Hobbyerfahrung sehe ich dem Saisonwechsel im August sehr gelassen entgegen, denn ich kenne das Chaos, das ein Saisonwechsel mit sich bringen kann. Es zieht sich meistens durch das ganze Unternehmen, da unser Inhaber und unsere Produktentwicklung immer bemüht sind, jedes Jahr Neuheiten für unsere Kunden herauszubringen. Deshalb ist die größte Herausforderung für mich, im Voraus zu planen, um auf spontane Veränderungen vorbereitet zu sein. Mit anderen Worten: Wir arbeiten immer enger mit der Produktionsplanung zusammen, um sicherzustellen, dass die Messefahrzeuge und Prototypen rechtzeitig zur Verfügung stehen, damit das Management über die Neuheiten entscheiden und wir mit der Fotoproduktion beginnen können.
Unser Saisonwechsel beginnt mit den ersten Entwicklungsberichten aus den Konstruktionsabteilungen. Danach machen wir eine Übersicht, fokussieren uns auf die Top-Neuheiten und erstellen uns einen Kommunikationsfahrplan. Parallel planen wir die neuen Kataloge und Preislisten, um dann mit der Fotoproduktion beginnen zu können. Die Bilder und Videos, die wir dabei machen, sind die Grundlage für alle Kanäle, die wir bedienen. Wenn wir das haben, kann unsere Werbeagentur und unser Social-Media-Partner mit der Arbeit beginnen. Durch unsere Planung ist es uns in den letzten beiden Jahren gelungen, statt wie üblich zum Caravan Salon in Düsseldorf bereits am 1. August mit unserer aktualisierten Website der neuen Saison live zu gehen, was mich natürlich außerordentlich freut.
Um die Herausforderungen zu meistern, ist es für Hobby wichtig, mit vertrauenswürdigen Partnern zusammenzuarbeiten. Seit dem Markenrelaunch ist es wichtig, mit einer neuen, frischen Bildwelt zu kommunizieren und diesen Anspruch zu halten. In diesem Bereich sind wir von Hobby führend. Das gilt sowohl für Produktfotos als auch für emotionale Bilder von Menschen und Landschaften.Dafür brauchen wir kreative Fotografen und immer wieder tolle Locations. Unser wichtigster Partner ist New Communication, die für alle Medien zuständig sind. Wir kommunizieren mit verschiedenen Programmen, arbeiten gemeinsam an Projekten, die gut gebrieft sein müssen, und ich verteile am Ende meine Freigaben. Früher haben wir das auf eingescannten Ausdrucken per E-Mail gemacht. Heute wäre ich nicht mehr in der Lage, ohne hilfreiche Freigabe-Tools den Saisonwechsel zu meistern. Über diese Programme läuft die Katalogproduktion, 3D-Entwicklung, Preislisten, POS-Werbemittel, Anzeigenkampagnen, Imageplakate und alle Werbemittel für die Messen. Das alles geht über meinen Tisch und muss im Saisonwechsel von mir freigegeben werden. In diesem Sinne auch ein großes Dankeschön an das Team von New Communication für die tolle Zusammenarbeit.
Hast du ein konkretes Beispiel für ein kreatives Projekt oder eine Kampagne, an der du gearbeitet hast und die besonders erfolgreich war?
Ich habe das große Glück, dass ich bei Hobby schon viele interessante Projekte begleiten durfte, da wir ein tolles Produkt vermarkten. Das ist auch der Grund, warum mir die Arbeit hier bei Hobby in der Marketingabteilung so viel Spaß macht. Ich erinnere mich gerne an das 50-jährige Jubiläum zurück. Da haben wir eine große Kampagne entwickelt „Schön war’s und noch schöner wird’s“ und das Besondere daran war, dass es auch eine regionale Kampagne war. Wir haben bei uns im Werk mit 20.000 Leuten das Jubiläum gefeiert und natürlich regional sehr viel Werbung für diese Veranstaltung gemacht. Das war ein Highlight für die Region. Die Motive aus alten Zeiten herauszusuchen und die visuelle Darstellung im Werk zu organisieren war für mich ein tolles Erlebnis.
Das coolste Projekt für mich war die Einführung der Marke Beachy. Das war eine reale Story, die Holger Schulz, Geschäftsführer, mit Unterstützung von Cilia Oloff und mir entwickelt hat. Das Schöne daran war, dass es nicht fiktiv war, sondern die reale Geschichte von Holger erzählt wurde. Parallel dazu habe ich gemeinsam mit unseren Partnern das Logo entwickelt und den Markenkern „nordisch, spontan, einfach“ konzipiert. Das war eine super tolle Zeit, weil wir uns von Hobbystrukturen lösen konnten und völlig frei etwas ganz Neues schaffen konnten.
be free, be you, be wild – beachy! Wir mussten uns keine Sorgen machen, wenn mal eine Decke auf den Bildern zerknittert oder es vielleicht mal nicht super aufgeräumt war, wir konnten sehr frei sein und bleiben, was man auch an der neuen Beachy-Website sieht.
Das waren die zwei schönsten Kampagnen, die ich begleiten durfte. Eines der schönsten Ereignisse war für mich die Presseveranstaltung in Norwegen. Da sind wir im Februar mit einem Foto- und Videoteam nach Tromsö gefahren und haben ein Presseevent organisiert. Wir waren eine Woche vor Ort und produzierten ausreichend Video-und Fotomaterial. Dort führten wir einen Wintertest mit unseren Fahrzeugen durch und Journalisten aus aller Welt konnten bei minus 20 Grad unsere Fahrzeuge testen. Wir hatten das große Glück, zweimal die Nordlichter zu sehen. Das war nach den Geburten meiner Töchter eines der schönsten Ereignisse, die ich erleben durfte. Von den Bildern, die wir dort gemacht haben, profitiert das Unternehmen heute noch und darauf sind wir sehr stolz.
Welche Trends oder Entwicklungen siehst du im Marketing und wie beeinflussen diese deine Arbeit als Creative Director?
Auf jeden Fall die Digitalisierung aller Prozesse. Wir kommen aus einer sehr klassischen Branche und ich sehe da ein sehr großes Potenzial, das wir ausschöpfen können. Unsere Agentur hat die ganzen Zugriffszahlen auf unseren Konfigurator und den Modellfinder analysiert und mit den Verkaufszahlen verglichen. Für die Zukunft sehe ich die Vorteile der digitalen Welt noch stärker zu nutzen und unser Produktportfolio noch besser auf die Kundenbedürfnisse abzustimmen. Solche Zahlen werden uns in Zukunft helfen, noch bessere Entscheidungen zu treffen und effizienter zu werden.
Wir bewegen uns heute in einer schnelllebigen Gesellschaft und für mich als Creative Director ist es wichtig, selbst kreativ zu bleiben. Jedoch ist es deutlich schwieriger geworden ausreichend Zeit dafür zu finden. Schöne Projekte in Kombination mit kreativen Fotografen/innen, Kollegen/innen und Agenturen helfen mir, die Kreativität und den Spaß an der Arbeit zu behalten.