Korsika – landschaftlich ein Traum und für Gespann-Lenker manchmal ein Alptraum. Denn wegen ihrer engen und kurvigen Straßen gilt die urwüchsige Mittelmeerinsel als fahrerische Herausforderung. Hobby-heute-Autorin Martina Berliner und Ehemann Ulf haben das Caravan-Abenteuer gemeinsam bewältigt und mit dem schlanken und wendigen Hobby Ontour 460 HL die Insel umrundet – eine überaus spannende Tour
Korsika ist eine Insel für Naturliebhaber und Individualisten. Wer urbanes Leben mit Promenaden, Boutiquen, Bars oder gar Diskotheken sucht, ist hier falsch. Campingplätze direkt am Meer gibt es nur einige im Osten. Denn das Bauen an der Küste ist bis auf 100 Meter Entfernung vom Ufer untersagt, obwohl die Insel weitgehend vom Tourismus lebt.
Es gibt keine Industrie und auch Landwirtschaft wird nur noch wenig betrieben. In den Bergdörfern sind viele Häuser verlassen und selbst in den Fischerörtchen stehen alte Villen leer. Zeugnisse der längst vergangenen Blütezeit sind die mittelalterlichen Wehrtürme. Wenn Piraten oder Invasoren von See kamen, um das strategisch günstig gelegene Eiland zu plündern oder zu besetzen, entzündeten die Turmwächter helle Flammen. Dadurch verbreitete sich die Kunde von der drohenden Gefahr buchstäblich wie ein Lauffeuer.
Seit 1769 ist Korsika französisch. Doch der Drang der stolzen und freiheitsliebenden Korsen zur Unabhängigkeit ist ungebrochen. So tragen die Ortsschilder jeweils zwei Namen: den französischen und den korsischen. Der französische ist fast immer überschmiert. „Korsika den Korsen“ lautet die vielerorts zu lesende Devise der Separatisten.
Korsika ist mit 8720 Quadratkilometern nur gut halb so groß wie Schleswig-Holstein. Von Cap Corse im Norden bis zum Capo Pertusato im Süden erstreckt sich die Insel gerade mal 183 Kilometer. Von Ost nach West misst sie nur 83 Kilometer. Wer aber glaubt, Korsika ließe sich schnell umrunden, irrt. Denn der größte Teil der Insel ragt als Hochgebirge steil aus dem Tyrrhenischen Meer. Der höchste Gipfel im Landesinneren, der Monte Cinto, ist 2700 Meter hoch. Das Massiv, das die relativ sanfte Ostküste vom wilden Westen trennt, steigt an manchen Stellen fast senkrecht aus der blauen See. Von Gischt umtoste Klippen wechseln mit stillen Buchten. Die Umrundung der Insel gestaltet sich stellenweise für große Reisemobile und Gespanne schwierig und ist bei hohem Verkehrsaufkommen in der Hauptsaison vermutlich unmöglich. Wir waren in der Vorsaison drei Wochen lang mit dem Hobby Ontour 460 HL auf Korsika unterwegs und haben dabei gelernt, was machbar ist und was man besser unterlassen werden sollte.
Einmal um die ganze Insel
Der raue Norden: Wer Korsika mit einem Campingfahrzeug umrunden möchte, sollte gegen den Uhrzeigersinn fahren, um zu vermeiden, dass das Dach an überhängenden Felsen Schaden nimmt. In Bastia von der Fähre kommend wenden wir uns deshalb Richtung Norden. Cap Corse weist wie ein dürrer Finger ins Meer, nur 40 Kilometer lang und maximal 15 Kilometer breit. Wir nehmen in Marine de Pietracorbara unser erstes Quartier auf dem Campingplatz „La Pietra“. Die Erkenntnisse der kurzen Anreise dorthin: Man muss sich auf Korsika auf ungewohnte Verkehrsverhältnisse einstellen. Kurven und enge Ortsdurchfahrten zwingen zu langsamer Fahrt. Für die 20 Kilometer brauchen wir 50 Minuten. Von der dem Meer zugewandten Fahrbahn aus sind die Kurven leichter einzusehen, was vorausschauendes Fahren besser ermöglicht. Die Ausweichstellen sind fast ausnahmslos seeseitig gelegen. So muss man zum Rasten nicht die Straße überqueren. Es gibt genug Plätze zum Anhalten – auch für Gespanne.
Auf Cap Corse gibt es viele herrliche Wanderwege. Wir empfehlen die Tour zum wohl berühmtesten Genueserturm, dem Senecaturm. Er thront im Zentrum der Halbinsel auf einem 564 Meter hohen Felssporn. Der Parkplatz an der D 180, an dem der Wanderweg beginnt, ist selbst mit Gespann gut zu erreichen. Wer von dort bis zum Fuß des verfallenen Ausgucks klettert, darf sich über den grandiosen Blick aufs Meer freuen. Auch das Kap lässt sich zu Fuß auf einem alten Zöllnerpfad umrunden. Zum nördlichsten Punkt führen von der D 80 nur derart steile, kurvige und schmale Stichstraßen, dass sie mit dem Gespann nicht befahrbar sind. Wir fahren daher nur mit dem Pkw. In Tollare gibt es einen Wohnmobilstellplatz mit tollem Blick auf die Ile de la Giraglia – empfehlenswert nur für sehr geübte und beherzte Fahrer von kleinen und mittelgroßen Reisemobilen. Mit Campingfahrzeug vermeiden sollte man die Fahrt zum für seine Langustenfischerei bekannten Centuri Port. Der romantische Ort ist für den Verkehr gesperrt, der Parkplatz davor mit einer Schranke in 1,90 Meter Höhe versehen.
Nach unseren ersten Erfahrungen trauen wir uns zu, die Rundreise an der Westküste von Cap Corse mit Gespann fortzusetzen, wohl wissend, dass es auf der D 180 und D 80 einige Steil- und Engstellen gibt. Um sich durch eine Ziegenherde zu schlängeln, braucht es nur etwas Geduld. Eine Begegnung mit einem Reisebus an ungünstiger Stelle erfordert dagegen starke Nerven und viel fahrerisches Geschick: Links Fels, rechts Abgrund. Vorbeikommen unmöglich. Wir müssen über eine schmale Brücke und eine Kurve rund 50 Meter bis zur nächsten Ausweichstelle zurücksetzen. Nur weil hinter uns kein Verkehr folgt, ist die Situation überhaupt zu meistern. Wir haben unsere nächste Lektion gelernt: Vor dem Start mit Gespann schwierige Küstenstrecken möglichst vorab mit Pkw befahren, Eng- und Ausweichstellen checken. Zur Vermeidung von Begegnungen mit Reisebussen entweder früh oder spät starten. Wer sicher gehen möchte, nimmt Umwege in Kauf, fährt im Osten zurück nach Bastia und dann auf Nationalstraßen nach Westen. Das ist für die Hauptsaison generell anzuraten.
Der wilde Westen: Bis Calvi oder Ajaccio im Westen kommt man von Bastia einfach und vergleichsweise schnell über Nationalstraßen. Wir quartieren uns beim Dörfchen Lumio nördlich von Calvi ein und genießen den fantastischen Ausblick vom Campingplatz „Le Panoramic“. Von hier aus kann man per Pkw den herrlichen Strand von Arinella ebenso gut erreichen wie die Zitadellenstadt Calvi, das nette Küstenstädtchen L‘ Ile Rousse und die schönen Bergnester im Hinterland. Sant‘ Antonio, angeblich Korsikas ältestes Dorf, kann man sogar mit dem Reisemobil erreichen. Vorm Ort gibt es einen großen kostenpflichtigen Parkplatz. Gleiches gilt für das benachbarte malerische Pigna. Wer weiter nach Süden ins Fangotal, einem wildromantischen Wanderparadies möchte, muss zwingend die D 81 nach Galéria im Landesinneren nehmen. Die Küstenstraße von Calvi nach Galéria ist für Campingfahrzeuge ein absolutes No-Go, nicht nur weil der Weg dorthin mitten durch die Stadt führt. Leider ist der Campingplatz von Galéria alles andere als schön. Reisemobile stehen weit besser auf dem öffentlichen Stellplatz. Wir haben uns auf einen Tagesausflug beschränkt. Mindestens eine Stippvisite mit dem Pkw sollte man auch nach Porto machen, zumal die Fahrt an der Küstenstraße einfach atemberaubend ist.
Mit dem Gespann ist die Strecke von Galéria nach Porto knifflig. Es gibt zwei schmale Dorfdurchfahren, aber die extremen Engstellen lauern erst kurz vor Porto. Unsere Lösung: Sehr früh von Lumio losfahren und nach 57 Kilometern (2 Stunden) am Col de la Croix bei Osani Rast machen. Den Tag mit einer Wanderung (5 Stunden für Hin- und Rückweg) zum nur zu Fuß erreichbaren Örtchen Girolata verbringen, dabei in einsamen Buchten relaxen und erst kurz vor Sonnenuntergang nach Porto weiterfahren. Auf Camping „Funtana a l‘ Ora“ ist unser Caravan der einzige unter Zelten und Reisemobilen. Auf den anderen ebenfalls schönen Campingplätzen Portos steht auch kein einziger Wohnwagen. Denn die Anfahrt von Corte aus über das Gebirge verbietet sich ebenso, wie wir bei einem Ausflug über das liebliche, von Maronenwäldern umgebene Evisa bis zum 1470 Meter hohen Pass am Col de Verghio feststellen.
Zum Unesco-Erbe gehört die Calanche, ein nur wenige Kilometer breiter Gesteinsstreifen an der Küste zwischen Porto und Piana, rot leuchtend und bizarr verwittert. Der Touristenmagnet Korsikas schlechthin. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, müssen Fahrzeuge auf der schmalen Strecke großen Abstand halten. Wir passieren den kurzen, aber äußerst engen Abschnitt um sieben Uhr morgens. Und begegnen so früh zwar keinen Reisebussen, aber dafür Müllwagen und Lastern. Wer sich das ersparen möchte, besucht die beeindruckende Gegend von Süden aus. Auf der Nationalstraße bis kurz vor Ajaccio, dann auf der D70 Richtung Norden. Bis zum lieblichen Carghese (es gibt einen Campingplatz!) ist die Strecke absolut unproblematisch. Auch bis zum schönen Dörfchen Piana, wo die Calanche beginnt, kann man es mit kurzem Gespann gut schaffen. Von Piana aus führt eine wunderschöne und erstaunlich gut befahrbare Straße hinunter zum Meer. Am Ende der Sackgasse liegt der traumhaft feine Sandstrand Plage d‘ Arone und etwas dahinter der gleichnamige Campingplatz. Empfehlenswert auch für Familien!
Der pittoreske Süden: Von Porto machen wir den großen Sprung zur Südspitze ins 200 Kilometer (ca. 5 Stunden) entfernte Bonifacio. Die Großstadt Ajaccio lassen wir rechts liegen, ungeachtet des Umstands, dass Napoleon hier geboren wurde. Wir genießen die gut ausgebaute Route und stellen fest, dass selbst eine Nationalstraße mancherorts Anforderungen an Fahrer und Zugfahrzeug stellt. Nach Sartène geht es außerordentlich steil und kurvenreich aufwärts. Eng wird es in Bonifacio, einer pittoresken Stadt rund um eine alte Zitadelle in atemberaubender Lage auf einem bröckelnden Kreidefelsen. Der Campingplatz unmittelbar am Ortseingang liegt in einer Schlucht und ist schon in der Vorsaison überfüllt. Andere stadtnahe Parkmöglichkeiten gibt es für Reisemobile nicht. Wir nehmen uns ein Herz, schlängeln uns am Hafen und am Leuchtturm vorbei zum Campingplatz „Des Iles“. Zum herrlichen Strand Plage de Sperone kommt man in einer Viertelstunde zu Fuß, zur Stadt sind es 10 Minuten mit dem Auto. Empfehlenswert ist ein Tagesausflug in die Berge. Im wunderbaren Pinienwald von L‘ Ospedale gibt es einen familientauglichen Wanderweg zum Wasserfall Cascade de Piscia di Gallo.
Das Zentrum : Von Bonifacio fahren wir über Nationalstraßen nach Corte zur heimlichen Hauptstadt Korsikas im Landesinneren (150 km, 3 Std.). Die Stadt liegt auf einem Hochplateau, überragt von einer alten Festung. Die Campingplätze vor der Stadt sollen nicht schön sein. Wir entscheiden uns für Camping „Tuani“, gut sechs Kilometer oberhalb im Restonicatal an einem Gebirgsbach gelegen mit fantastischem Blick auf die Berge. Was wir nicht ahnen: Er ist wegen der extrem engen Zufahrtsstraße sehr schwer zu erreichen. Wegen parkender Fahrzeuge und Gegenverkehr erleben wir die wohl chaotischste Verkehrssituation der gesamten Reise. Drei Tage später werden wir um 6 Uhr früh (!) abreisen. Dennoch: Das Tal lohnt unbedingt. Mit dem Pkw – und nur damit – kann man vom Campingplatz aus auf sehr engem Weg noch weiter das Tal hinauffahren und von einem kostenpflichtigen Parkplatz aus zu zwei Eiszeitseen bis in 1900 m Höhe wandern (hin und zurück 4 Std.).
Der liebliche Osten: Der Osten der Insel ist flach und fruchtbar, die Strände lang, die Straße breit und gerade, die Orte an der Küste touristisch geprägt, aber klein und überschaubar. Es gibt keine Bettenburgen, dafür jede Menge Campingplätze.
Wir steuern Camping „Calamar“ in Prunete an, zu dem eine Feriensiedlung, ein Bäcker und ein Supermarkt gehören. Der Sandstrand ist hier grobkörnig, das Ufer seicht. Wer Abwechslung vom Strandleben braucht, kann über Moriani Plage mit dem Pkw nach San Nicolao die grünen Hügel herauffahren. Eine winzige Straße, die Corniche de la Castagniccia, verbindet in halber Höhe eine Reihe von alten Dörfern, die wie Schwalbennester an den Hängen kleben.
Von Prunete kommt man recht zügig nach Bastia. Der alte Hafen und die Zitadelle sind vom Fährhafen fußläufig zu erreichen. Der Ausblick über die Stadt, das Meer und die Fährschiffe lohnt in jedem Fall.
Martina Berliner
Als erfahrene Hobby heute-Autorin fühlt sich Martina sowohl im Caravan als auch im Reisemobil wohl. Für die spannenden Routen abseits des Massentourismus fällt ihre erste Wahl aber auf den eigenen Hobby VANTANA, der sich mit seiner Wendigkeit und den kompakten Maßen auch hervorragend für kleine Dörfer mit kurvigen Straßen eignet.
Campingplätze wie Sand am Meer
Es gibt rund 180 Campingplätze auf Korsika. Die Anlagen im Westen sind aufgrund des bergigen Terrains teilweise nicht leicht zu erreichen. Auch auf den Plätzen selbst verursachen schmale Wege, Terrassierungen, Büsche und Bäume mit niedrigem Geäst größeren Fahrzeugen zuweilen Probleme. Die von uns besuchten Campingplätze sind für Caravaner und Reisemobilisten empfehlenswert.
1. La Pietra
"La Pietra" liegt 20 km nördlich von Bastia in Marine de Pietracorbara, etwa 600 Meter vom Meer entfernt. Der familienfreundliche Platz ist von Ende März bis Anfang November geöffnet.
3. Des Iles
„Des Iles“ ist von Anfang April bis Anfang Oktober geöffnet. Der Campingplatz ist ca. 4 km von Bonifacio entfernt.
4. Le Panoramic
„Le Panoramic“ liegt zwischen Calvi und L'Ile-Rousse beim kleinen Ort Lumio. Der Campingplatz ist von Anfang Mai bis Ende September geöffnet.
5. Funtana a l‘ Ora
„Funtana a l‘ Ora“ ist einer von mehreren Campingplätzen in Porto. Er ist von Ende März bis Ende Oktober geöffnet.
Weiterführende Informationen
Für Camper besonders empfehlenswert ist die deutschsprachige Seite www.paradisu.de mit ausführlichen Informationen zu allen Campingplätzen der Insel.
Fähren: Corsica Ferries verkehrt vom norditalienischen Savona nach Bastia (6 Std.), Calvi oder L'Ile-Rousse und vom mittelitalienischen Livorno nach Bastia (4 Std.): www.corsica-ferries.de
Moby Lines fährt mehrmals pro Woche von den italienischen Fährhäfen Genua und Livorno nach Bastia: www.mobylines.de
Der Reiseführer „Korsika“ von Marcus X. Schmidt aus dem Michael Müller Verlag, 11. Auflage 2015, beinhaltet jede Menge touristische Tipps. Die beste Reisezeit für Korsikaferien sind die Monate Mai, Juni und September.
Unter https://campingincorsica.info findet man zudem eine Zusammenstellung aller Campingplätze der Insel Korsika.